Station: [112] Mauer des Franziskanerklosters Wiedenbrück
Anfang des 20. Jahrhunderts sollen die Gartenflächen des Franziskanerklosters nach Süd-Osten erweitert werden. Der Orden kauft daher einigen Wiedenbrücker Bürgern ihre Grundstücke an der Ostenstraße Ecke Nonnenwall ab und versieht das neu erworbene Gelände mit einer Mauer aus Backstein und Beton. In die Aussparungen im oberen Bereich der Backsteinpilaster werden Bildnisse von weltlichen oder geistlichen Herrschern aus der Geschichte Wiedenbrücks eingebracht.
Sie zeigen unter anderem den Heiligen Franziskus und Gründer des Franziskanerordens sowie die Osnabrücker Bischöfe Drogo, Balduin von Rüssel und Franz Wilhelm von Wartenberg, die im Laufe der Jahrhunderte über Wiedenbrück herrschten.
Die künstlerische Ausführung der Porträtreliefs oblag zwei wichtigen Vertretern der Wiedenbrücker Schule: den Bildhauern Heinrich Hartmann und Anton Mormann.
Mormann war einer der umtriebigsten und erfolgreichsten Wiedenbrücker Bildhauer des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Heinrich Hartmann war sein Schüler, begab sich nach der Lehre auf lange Wanderjahre quer durch Europa, die Türkei, Palästina und Ägypten. 1895 kehrte er nach Wiedenbrück zurück, gründete eine eigene Werkstatt, heiratete und bekam fünf Kinder. Die zwei Söhne Bernd und Hubert folgten dem Vater als akademische Bildhauer nach. An sie erinnern ebenfalls mehrere Werke im Stadtraum von Rheda-Wiedenbrück.
Diese illustre Galerie ehrwürdiger Stadtherren an der Klostermauer erlebte in der Inflationszeit im Jahr 1923 ein Revival. Warum und in welcher Form? Das erfahren Sie im Stadt- und Kunstmuseum Rheda-Wiedenbrück, das Sie in zwei Minuten Fußweg erreichen, wenn Sie die Ostenstraße hinuntergehen und am Künstlerhaus rechts abbiegen.
Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum