Station: [3] James Lee Byars, Untitled (Sigmund Freud) 1989
Ein Erlebnis der Stille und Leere: Die mystische, mit feinstem Blattgold überzogene Kugel von dem „Magier der Stille“ James Lee Byars (*1932 in Detroit; †1997 in Kairo). Ihre vollendete und edle Form und Farbe veranschaulicht existenzielle Begriffe wie Vollkommenheit, Schönheit und Immaterialität. Byars Denken wurzelte insbesondere in der Geschichte von Platon und im Zen-Buddhismus. Seine Kunstwerke in geometrischen Grundformen (Kegel, Kreis, Sichel, Quader) sind Repräsentationen des Geistigen und der Idee und so puristisch und reduziert gestaltet, dass sie die Selbstaufhebung des Materiellen ins Geistige andeuten. Die geheimnisvolle, goldene Kugel im Kölner Skulpturenpark suggeriert auch eine potentielle Rotationsbewegung, die an das Zen-Lebensrad denken lässt. Letzteres visualisiert, dass Nichts verloren geht, wenn jemand stirbt und nichts hinzu kommt, wenn jemand geboren wird. Es gibt nur den permanenten Wandel der Erscheinungsformen. Die Vergoldung wiederum lässt die Kugel unnahbar erscheinen: „Gold ist sehr geheimnisvoll[…], die Farbe aus dem Nirgendwo. […] Gold führt mich ins unendlich Mystische“ sagte James Lee Byars. Als Poet, Philosoph und Provokateur war er spätestens seit Beginn der 1970er Jahre eine feste Größe im westlichen Künstlerreigen. 1972 musste er von der Feuerwehr im Trubel der legendären documenta von einem Baum zurückgeholt werden, auf dem er saß und durch ein Megaphon Worte wie „tree“ rief: Eine damals irritierende Performance. Sein künstlerisches Schaffen ist eine Symbiose aus Konzeptkunst, Minimalismus und Fluxus.
(Audio: Text verfasst von Marta Cencillo-Ramírez)
James Lee Byars
Untitled (Sigmund Freud), 1989
Bronze, vergoldet
Leihgabe Michael und Eleonore Stoffel Stiftung
© Stiftung Skulpturenpark Köln, 2015, Foto: Axel Schneider, Frankfurt am Main