Station: [3] Im Atrium
Heute ist ein ganz normaler Tag: Von ferne hörst du die Geräusche des Straßenverkehrs, in der Nähe zwitschert ein Vogel und hüpft dabei von Ast zu Ast. Du stehst vor der Sonnenuhr aus rotem Sandstein und betrachtest die Stunden. Wenn die Sonne scheint, wirft sie einen Schatten und zeigt dadurch an, welche Tageszeit gerade ist. Das funktioniert heute genauso wie in der Antike. Ja, die Antike – die Zeit, in der noch echte Römer lebten! Das war vor ungefähr 2000 Jahren. Plötzlich erscheint dir diese Zeit zum Greifen nah, die Stunden auf der Sonnenuhr verschwimmen und die Zeit dreht sich auf magische Weise zurück. Auf einmal wird alles wie durch ein Wunder vom Strudel der Zeit erfasst.
Die Welt um dich herum scheint sich zu drehen. Du schließt kurz die Augen und als du sie wieder aufschlägst, hat sich die Szenerie verändert.
Du befindest dich nun im Jahre 79 nach Chr. Die Sonnenuhr zeigt die neunte Stunde an, d.h. es ist ungefähr drei Uhr nachmittags. Du stehst mitten in Pompeji, einer mittelgroßen Landstadt südlich von Neapel. Heute ist ein heißer Sommertag und vor dem Haus, auf das du blickst, herrscht reges Treiben. Es gehört einem gewissen Nigidius, einem vornehmen pompejanischen Bürger. Er will heute Abend ein großes Festmahl für seine Geschäftsfreunde geben. Deshalb haben die Sklaven alle Hände voll zu tun: Sie müssen die benötigten Lebensmittel frisch auf dem Forum, dem Marktplatz, einkaufen, das Haus in Ordnung bringen und den Speisesaal schmücken. Selbst der Sklave Xanthippus, der eigentlich für die Erziehung der Kinder zuständig ist, muss heute mithelfen. Während du noch ungläubig auf das blickst, was sich vor deinen Augen abspielt, öffnet sich plötzlich die große schwere Eingangstür, die mit einem Löwenkopf aus Bronze verziert ist.
Heraus kommt ein Junge mit lustigen Sommersprossen, gefolgt von einem Mädchen, das dem Aussehen nach seine Schwester sein könnte. Sie lachen und laufen direkt auf dich zu.
Valeria: Salve! Ich bin Valeria und das ist mein kleines Brüderchen Quintus.
Quintus: So klein bin ich gar nicht mehr! Schau, wenn ich mich gerade hinstelle, bin ich inzwischen sogar größer als sie! Und nur weil Valeria ein Jahr und zwei Monate älter ist als ich, ist das noch lange kein Grund, mich dauernd herumzukommandieren. Außerdem weiß sie immer alles besser – typisch große Schwester. Da spiele ich lieber mit dir. Woher kommst du eigentlich? Ich habe dich hier noch nie gesehen. Puhh, die Sonne ist heute kaum auszuhalten. Findest du nicht auch? Komm, lass uns in den Schatten gehen.
Valeria: Ja, komm doch mit ins Haus! Durch die dicken Ziegelwände ist es dort viel angenehmer als hier draußen.