Station: [2] Henry Dunant und das Rote Kreuz


Wir schreiben das Jahr 1859. Der Schweizer Henry Dunant reist geschäftlich durch Norditalien. Am Rande des Dorfes Solferino wird er Zeuge der Entscheidungsschlacht im Sardinischen Krieg. Österreichische Truppen kämpfen erbittert gegen Soldaten aus dem Königreich Piemont-Sardinien und deren französische Verbündete.

Der Preis ist hoch: Rund 40.000 Verwundete und Tote bleiben auf dem Schlachtfeld zurück. Henry Dunant unterbricht seine Reise und hilft den Schwerverwundeten. Er zerschneidet seine Hemden zu Verbandstoff, wäscht Wunden aus und reicht den Durstigen frisches Wasser. 

Zurück in Genf beschreibt er die Schrecken des Krieges und wie solche Katastrophen künftig gemildert werden könnten. Sein Buch „Eine Erinnerung an Solferino“ trägt maßgeblich zur Gründung des Roten Kreuzes bei. 

Ende Oktober 1863, gut vier Jahre nach der Schlacht von Solferino, treffen sich Delegierte aus 16 Nationen in Genf, um seine Ideen weiterzuentwickeln. Sie einigen sich darauf, dass Ärzte und Sanitäter im Krieg eine weiße Armbinde mit einem roten Kreuz als Erkennungszeichen tragen sollen – die Umkehrung der Schweizer Nationalfahne. Die berühmteste Marke der Welt ist geboren!

1864 – ebenfalls in Genf – einigen sich Diplomaten aus aller Welt auf die erste Genfer Konvention, – um die Lage verwundeter und kranker Soldaten zu verbessern. Sie legen damit den ersten Baustein zum heute noch gültigen humanitären Völkerrecht.

Das Rote Kreuz wächst und wächst. Dunant kämpft weiter für seine Visionen, vernachlässigt dabei seine persönlichen Angelegenheiten und verschuldet sich. Es folgen lange Jahre der Armut und Einsamkeit. Erst als 1895 – mehr als 30 Jahre nach der ersten Konferenz – ein Schweizer Journalist über den Gründer der Rotkreuz Bewegung berichtet, erinnert sich die Welt wieder an ihn. 

1901 erhält Henry Dunant den erstmals verliehenen Friedensnobelpreis – drei weitere wird das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in den Folgejahren erhalten. 

 

Foto: © Rotkreuz Museum