Station: [17] Streik im Hafen Gröba


Paul:

Wenn die Schiffer noch lange streiken, geht noch mein letztes Erspartes drauf!

 

Friedrich:

Was meinst du, wie´s mir geht? Mein einzig guter Anzug ist in der Pfandleihe. Und wenn ich den nicht bald auslöse, dann ist der hin! Und dass nur, weil die Schiffer die Nachtruhe auf dem Kahn einklagen.

 

Paul:

Und wir müssen´s ausbaden. Das ist doch zum Kotzen!

 

Bootsmann:

So gut möchte´ ich´s auch mal haben: Rumsitzen und klönen!

 

Friedrich:

Halt bloß die Klappe, Bootsmann! Freiwillig ist das bestimmt nicht.

 

Paul:

Wenn ihr endlich euren Streik beendet, können wir auch wieder ordentlich arbeiten!

 

Friedrich:

Und Geld verdienen, verstehst du! Jede Stunde, die wir hier untätig rumsitzen, müssen wir teuer bezahlen.

 

Paul:

Denk ja nicht, dass uns das Spaß macht.

 

Bootsmann:

Wir brauchen klare Verhältnisse, versteht ihr das nicht? Die Nachtruhe auf dem Kahn ist für die Schiffer eine grundlegende Forderung.

Ihr liegt nach ´ner Nachtschicht im schönen weichen Bett, wir aber sollen den Hafen frei machen für den nächsten Kahn. So geht das nicht, Jungs, das müsst ihr verstehen.

 

Friedrich:

Wie lange, denkst du, streikt ihr noch?

 

Bootsmann:

Morgen, übermorgen, nächste Woche – was weiß ich. Wir werden nicht nachgeben. Wir müssen das diesmal durchziehen. Der Hafenmeister wird´s euch schon sagen, wenn´s vorbei ist.

 

Paul:

Mann, ich brauch´ den Lohn! Luise, meine Älteste, will im September heiraten. Das Aufgebot ist schon bestellt und im Thüringer Hof soll die Feier sein. Wovon soll ich denn das bezahlen?

 

Friedrich:

Dann verschiebt ihr eben die Hochzeit noch um ein paar Monate.

 

Paul:

Geht nicht, Friedrich, im November ist der Nachwuchs da. Bis dahin müssen klare Verhältnisse sein, verstehst du.

 

Bootsmann:

Sonst überlegt sich das der junge Mann wohl noch und deine Luise bleibt womöglich sitzen mit dem Kind?

 

Friedrich:

Ist der junge Mann denn etwa einer von den Schiffern?

 

Paul:

Um Gottes Willen, nein! Bei Heine & Co ist er als Lagerarbeiter.

 

Friedrich:

Na dann brauchst du dir auch nicht solche Sorgen machen!

 

Bootsmann:

Was soll denn das nun wieder heißen? Sind Schiffers Leute etwa in euren Augen alles Ganoven oder wie soll ich das verstehen?

 

Friedrich:

Tu bloß nicht so, Eddy. Du weißt schon, was ich meine: Heute hier und morgen da - andres Städtchen, andres Mädchen…

 

Bootsmann:

Bloß kein Neid, mein Lieber. Kannst ja mal auf einem Kahn anheuern, wenn Du das willst!

 

Friedrich:

Nee, das wär‘ nichts für mich.

 

Bootsmann:

Wegen der Mädchen?

 

Friedrich:

Quatsch, aber das Rumreisen und egal woanders. Nee nee, da zieh ´ich mir meine Ordnung und Gewohnheit vor. Na und meine Elfriede würde das sowieso nicht dulden.

 

Paul:

Für mich wär das auch nichts. Wenn doch der Streik bald vorbei wäre! Ich muss endlich wieder arbeiten und Geld verdienen!

 

Friedrich:

Notfalls musst du eben einen Kredit aufnehmen wegen der Hochzeit.

 

Bootsmann:

Nu verzweifelt nicht gleich. Ich denke, noch zwei, höchstens drei Tage, dann ist der Streik ausgestanden und ihr werdet auch wieder euer Geld verdienen.

 

Paul:

Geb´s Gott. Ich wünsch euch trotzdem viel Glück für eure Forderungen!

 

Friedrich:

Hauptsache, es ist bald vorbei! Jetzt gehen wir erst mal ein Happen essen, was Paul?

 

Paul:

Na los, komm!