Station: [20] Großbildkameras 1900–1960


M:

Wo ist das Vögelchen?

Erinnern Sie sich noch die Abenteuer von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer? Und an das Atelier des etwas vertrottelten Herrn Ärmel, des Fotografen auf der verschlafenen Insel Lummerland?

F:

Die Großbild- und Plattenkameras haben etwas unschlagbar Nostalgisches. Zu ihrer Zeit galten sie als Wunderwerke der Technik, heute wirken die Holzkameras mit ihren urigen Balgen wie aus der Zeit gefallen.

Der Abstand zwischen Vorder- und Rückseite, zwischen denen sich der Balgen aufspannte, diente der Regulierung der Schärfe: Durch Vor- und Zurückschieben der Kamerarückwand veränderte der Fotograf den Abstand zwischen Objektiv und Mattscheibe. Hinter seinem schwarzen Tuch auf der Rückseite der Kamera blickte er auf die Mattscheibe und justierte sie, bis er die gewünschte Schärfe erreicht hatte. Dann klappte er die Mattscheibe zurück oder schob sie beiseite – je nach Fabrikat. Er setzte ein Magazin mit einer gläsernen Fotoplatte an ihre Stelle und nahm den Deckel des Objektivs ab. Wenn er es nach einigen Sekunden wieder aufsetzte, war die Glasplatte belichtet, das Foto im wahrsten Sinne des Wortes „im Kasten“.

Eine ausgefeiltere Technik bot der so genannte Hinterlinsenverschluss – durch das Drücken eines Blasebalgs erfolgte im Inneren der Kamera die Belichtung des Films, ohne dass man vorne umständlich am Objektiv hantieren musste. Ein weiterer Vorteil: Die mühsam aufgebaute und justierte Apparatur wurde nicht versehentlich bewegt.

 

M:

Zu dieser Art der Fotografie, wo mit schweren Materialien hantiert, Platten ausgewechselt und manuell belichtet werden musste, gehörte unabdingbar ein Stativ. Ein Fotografieren „aus der Hand“ war noch nicht möglich.

Dennoch werden schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts bereits die ersten tragbaren Kameras entwickelt, die zusammengeschoben auf die Größe eines Buches reduziert werden können. Ein sicherer Stand und ein spezielles Stativ blieben jedoch lange Zeit notwendige Bestandteile der Ausrüstung – bei schlechten Lichtverhältnissen selbst im Außenbereich.