Station: [16] Falz und Werner Repro-Kamera


M:

Der Elefant unseres Museums!

4 Meter 40 lang ist die Repro-Kamera mit ihrem schweren Holzgestell und ihrem gigantischen Balgen. Um 1930 von der Leipziger Firma Falz und Werner gebaut, wird die Repro-Kamera in manchen Katalogen auch als „Schwingkamera“ geführt, denn der große Holzschlitten, auf dem sie fährt, ist über vier riesigen, konischen Federn gelagert. So konnten sie bei einer Langzeitbelichtung auch Erschütterungen durch umherlaufendes Personal nicht aus der Ruhe bringen.

Der Kamera-Koloss stand jahrzehntelang in einer Druckerei und wurde zur Vervielfältigung von Kartenwerken, Postern oder anderen Werbeträgern eingesetzt.

F:

Das Besondere an ihr ist der vollständig erhaltene und funktionstüchtige Beleuchtungsapparat, der aus vier heute kaum mehr anzutreffenden Lichtbogenlampen besteht. Diese funktionieren nach dem Prinzip eines Schweißgerätes: Zwischen den Enden der Kohlestäbchen bilden sich äußerst grelle Lichtbogen. Diese lauten, stinkenden und stromfressenden Lampen wurden bei den meisten erhaltenen Repro-Kameras irgendwann durch Glühbirnen, Halogenlampen oder Blitzlicht ersetzt. Dass unser Exemplar noch mit seiner ursprünglichen Beleuchtung ausgestattet ist, macht sie vielleicht sogar zu einem Unikat!

M:

Doch nicht nur für Reproduktionszwecke, auch in der gegenständlichen Fotografie konnte die Kamera eingesetzt werden. Vielleicht kennen Sie die alten Gruppenbilder von Vereinstreffen, Feuerwehrjubiläen oder anderen Großgruppen? Von so einer Kamera aufgenommen, konnte selbst bei einer hundertköpfigen Versammlung jedes Gesicht gestochen scharf aufgenommen werden.

F:

Ihre letzten aktiven Jahre verbrachte die Kamera auf dem Dachboden eines Berliner Wissenschaftlers, der sie ab und an noch zur Herstellung von elektrischen Leiterplatten in Kleinserien nutzte. Kurt Tauber rettete das gute Stück vor dem Kaminfeuer – lange vor der Eröffnung des heutigen Museums. Sorgfältig wurde die Kamera in Berlin auseinandergebaut, nach Franken verbracht und sachgerecht eingelagert.

M:

Wenige Monate vor der Eröffnung des Deutschen Kameramuseums baute ein Schreiner die Kamera wieder auf. Zum Schluss war jedes Schräubchen an seinem Platz, kein noch so kleines Einzelteil fehlte. Seit 2011 hat sie nun ihren Ehrenplatz bei uns im Museum – den Spendern Familie Seydel und Felicitas Sandor sei gedankt!