Station: [14] DDR-Fotoindustrie (Vitrinen R14 und R13)
F:
Die Fotoindustrie der DDR ist eine Erfolgsgeschichte… leider ohne Happy End.
Schon in der Vorkriegszeit lagen die Zentren des Kamerabaus und der optischen Industrie in Sachsen und Thüringen. So konnten die Unternehmen nach 1945 – trotz teilweiser Demontage und Umwandlung in Volkseigene Betriebe – an die Vorkriegszeiten anknüpfen.
Beispielsweise wurde die Produktion der bereits in den 1930er Jahren erfolgreichen Kamera Reflekta wieder aufgenommen. Und die Optiken von Zeiss Jena oder die Kameras des VEB Pentacon in Dresden galten jahrzehntelang als Spitzenprodukte und waren international gefragt. Sie verbanden hervorragende Feinmechanik mit einer robusten Bauweise und waren – dank der staatlich gelenkten Preispolitik – für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich.
M:
Bald erkannte die an chronischer Devisenknappheit leidende DDR das Potenzial ihrer begehrten Qualitätsprodukte. Die Praktica beispielsweise, vom VEB Pentacon in Dresden hergestellt, entwickelte sich zu einem echten Exportschlager und Devisenbringer. Bundesdeutsche Unternehmen wie Foto-Quelle, Photo Porst, der Otto-Versand oder Neckermann hatten sie im Angebot – allerdings oft unter anderem Namen. Schnell waren die Apparate in der Bundesrepublik genauso verbreitet wie in ihrem Herkunftsland, der DDR.
F:
Fast noch verbreiteter! Denn die Erzeugnisse der besten Qualitätsstufe gingen in den Export, nur die B- und C-Ware blieb im Land. Die Fotoindustrie der DDR schaffte den Umstieg von analogen Spiegelreflexkameras zu Systemkameras mit verschiedensten Funktionen. Die Praktica LLC beispielsweise war die erste einäugige Kleinbild-Spiegelreflexkamera mit elektrischer Blendenwertübertragung. Im Jahr 1969 war sie die letzte herausragende technische Entwicklung der DDR-Fotoindustrie.
Ab den 1970er Jahren allerdings drängten japanische Unternehmen mit einer ausgefeilten Mikroelektronik ins internationale Geschäft. DDR- und bundesrepublikanische Fotoindustrie verloren den Anschluss an den Weltmarkt.
M:
Mit dem Ende der DDR kam auch das Ende vieler traditionsreicher Unternehmen. Der VEB Pentacon, der jahrzehntelang nicht nur die Praktica, sondern auch Kino- und Diaprojektoren produziert hatte, wurde im Juli 1990 hastig in eine GmbH umgewandelt. Doch es war zu spät: Am 2. Oktober 1990, einen Tag vor der Wiedervereinigung, liquidierte die Treuhand das Unternehmen.
F:
Der Ost-Produktion von Fotoapparaten – vor wie nach dem Krieg – sind im Deutschen Kameramuseum alleine drei Vitrinen gewidmet.