Station: [5] Gemeindeeinrichtungen: Friedhof, Mikwe, Schule und Synagoge


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Mikwe, Friedhof und Synagoge sind wesentliche Einrichtungen einer jüdischen Gemeinde. Diese gab es auch in Creglingen.

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Der Friedhof liegt in süd-westlicher Richtung oberhalb der Stadt – seit mehr als 300 Jahren. Die erste nachweisliche Bestattung fand im Jahr 1696 statt. Der Grabstein des Eisik Jizchak ben Mosche ist– wenngleich stark verwittert – bis heute erhalten, denn jüdische Gräber werden nicht eingeebnet. Sie sollen bis zur Ankunft des Messias bestehen bleiben, so dass die Toten auferweckt werden können.

Heute sind noch 373 Gräber nachweisbar und dokumentiert. Josef Pressburger, Peppi Sinsheimer und viele andere Menschen, die Sie im Zuge unseres Museumsrundgangs kennenlernen werden, haben hier ihre letzte Ruhe gefunden.

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Die Mikwe ist ein Tauchbad, in dem sich Männer und Frauen rituell reinigen. In Creglingen gab es im Laufe der Jahrhunderte gleich drei davon.

Die erste: in dem Haus einer jüdischen Familie in der Lindleinstraße. Heute weist nichts mehr auf sie hin. Die zweite: vermutlich in der Synagoge, die sich neben dem Faulturm befand. Da das Tauberwasser, das sie speiste, irgendwann stark verunreinigt war, musste sie geschlossen werden. Daraufhin baute die jüdische Gemeinde ihre dritte Mikwe, am Herrgottsbach. Der Bauplan vom Ende des 19. Jahrhunderts birgt ein hübsches Detail: Links unten ist eine ovale Badewanne eingezeichnet. In ihr konnten sich die Menschen aufwärmen, wenn sie aus dem kalten Herrgottsbachwasser kamen!

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Seit den 1830er Jahren hatte Creglingen auch eine jüdische Schule. Den Oberlehrer Pressburger haben Sie ja schon kennengelernt. 1929, nach Pressburgers 70. Geburtstag, übernahm Harry Katzenstein die Aufgabe, die wenigen verbliebenen Schülerinnen und Schüler zu unterrichten… darunter auch seine eigenen Töchter Gertrud und Berta.

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Die Synagoge schließlich war seit dem Jahr 1800 in einem Gebäude direkt an der Stadtmauer, neben dem Faulturm, eingerichtet. Eine zweite Synagoge existierte in Archshofen, heute ein Teilort von Creglingen. Das hölzerne Pult, das Sie links an der Wand sehen, stand einst in der Creglinger Synagoge. Es gehörte dem angesehenen Viehhändler Hermann Stern, der bereits im März 1933 bei einem Pogrom in Creglingen getötet wurde. Sein Sohn Max war zu diesem Zeitpunkt schon in die USA ausgewandert. Im Jahr 2008 las Max Sterns Tochter Judith Stern-D´Ver einen Artikel über die philanthropischen Aktivitäten von Arthur Obermayer und sein Engagement für das Jüdische Museum Creglingen in einer amerikanischen Zeitschrift. Daraufhin nahm sie Kontakt mit der Stiftung auf. In der Folge erfuhr sie von dem grausamen Tod ihres Großvaters. Um die Erinnerungsarbeit zu unterstützen, kam sie am 2008 nach Creglingen und hielt am 75. Todestag ihres Großvaters eine eindrucksvolle Rede bei der Gedenkfeier vor dem Alten Rathaus. Sie schenkte dem Museum das Gebetbuch ihres Vaters… das nun auf dem Betpult ihres Großvaters seinen Platz gefunden hat.

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Das Pogrom vom 25. März 1933 wird im zweiten Kapitel unserer Ausstellung ausführlich behandelt. Gehen Sie die Treppe hinauf. An der dunkelblauen Stele mit der Überschrift „Wege“ treffen wir uns wieder.

Foto: © Martin Heuwinkel