Station: [13] Drehleiern: Streichklavier und Geigenwerk
„Ein Klavier, ein Klavier“, ist ein Zitat aus einem berühmten Loriot-Sketch. Dass Klavier jedoch nicht gleich Klavier ist, beweisen die beiden Streichklaviere, die wir Ihnen an dieser Station zeigen. Zum einen handelt es sich um das weltbesondere Nürnbergisch Geigenwerk, zum anderen um einen Nachbau nach Zeichnungen von Leonardo da Vinci. Doch was ist ein Streichklavier?
Die Streichklaviere gehören zur großen Familie der Drehleiern. Anders als bei einem Hammerklavier, werden beim Streichklavier die Saiten nicht angeschlagen, sondern gestrichen. Dieses besonders schöne Stück mit fünf Rädern und über 40 Saiten ist der spielbare Nachbau eines Nürnbergisch Geigenwerk, das 1575 vom Instrumentenbauer Hans Haiden hergestellt wurde. Es ist ein cembalo-ähnliches Instrument, das im Inneren fünf von einer Klaviertastatur bediente Drehleiern enthält. Hören Sie den Anfang von „Ich lag in tiefer Todesnacht“ von Johannes Eccard:
Praetorius bildete das Geigenwerk 1619 ab. Kurt Reichmann baute es nach fünfjähriger Forschung für den Film „Der Name der Rose“ nach, für den er Musikstücke einspielte. Seinen Namen im Abspann verweigerte er, weil die Sounddesigner den originalen Klang mit Computern gesampelt und verfremdet hatten. Der mystisch anmutende Soundtrack vom Geigenwerk erklingt meist dann, wenn einer der Mönche tot aufgefunden wird.
Im Gegensatz zum Original, das mit einem Pedal bedient wurde, baute Kurt Reichmann eine Kurbel an, weil das Instrument so einfacher zu spielen ist.
Ein weiteres Streichklavier steht links vom Geigenwerk. Kurt Reichmann baute es nach Zeichnungen von Leonardo da Vinci. Reichmann war der erste, der 1975 nach über 500 Jahren entdeckte, dass da Vincis Zeichnung das Bauprinzip einer Drehleier ist.
Alle Abbildungen: © Dagmar Trüpschuch