Station: [8] Lilienthals Werkstatt bzw. Flugzeugfabrik


Marke Eigenbau! Die ersten Fluggeräte waren echte Handarbeit. Denn Otto und Gustav Lilienthals Stärke lag nicht nur in der Entwicklung und Konstruktion, sie waren auch begnadete Handwerker und Bastler. Dieser nachempfundene Werkstatttisch zeigt, wie die einzelnen Elemente eines Fliegers entstanden.

Weidenruten sind nicht nur leicht und robust, in Klemmleisten wie dieser können sie auch in fast jede beliebige Form gebogen werden. Ihre angeschrägten Ansatzstellen werden mit Knochenleim verklebt und dann umwickelt. Das so entstandene Element – hier eine Leitwerkfläche – wird mit fest gewebtem Baumwollstoff bezogen. Dann werden die Flächen mit Spannlack bestrichen, der zuvor in Alkohol gelöst worden ist. Der Alkohol verfliegt und hinterlässt eine gleichmäßige, luftundurchlässige Pergamentschicht auf der Baumwolle. Das bespannte Bauteil fühlt sich nun an wie das Fell einer Trommel.

Alle Abbildungen: © Lilienthal-Centrum Stölln

Später, als die ersten zusammenklappbaren Flugapparate entstehen, ersetzen die Brüder den Spannlack durch Wachs. So bleiben die Bauteile elastisch und nehmen beim Transport keinen Schaden.

Die Brüder Lilienthal experimentierten mit den Formen ihrer Flugzeuge. Sie entwarfen und konstruierten zunächst jeweils Einzelstücke, die dann von Otto getestet und verbessert wurden. Ab 1894 meldete Otto auch Patente auf seine Flugapparate an, die dann in kleinen Serien gebaut und auf Bestellung verschickt wurden – inklusive einer Gebrauchsanweisung und Tipps für den eigenen Flug.

Ihnen zur Seite stand der Handwerker Paul Beylich, der aus einer Wagenbauerfamilie stammte. Beylich arbeitete in Lilienthals Werkstatt und begleitete seinen Chef auch zu den Probeflügen. Er gilt daher mit Fug und Recht als erster Flugzeugmechaniker der Geschichte.

Etwa 20 Apparate dürften die Brüder Lilienthal in Kleinserie gebaut und verkauft haben. Heute sind nur noch drei vollständige Originale aus Lilienthals Werkstatt erhalten.