1965/66 - 1992: Häppchen gefällig? - Die Taberna des Capitolinus


Ausgrabung 1965: Der östliche Bereich der Taberna wird untersucht. Unmengen von Knochen befinden sich im direktem Umfeld der Taberna.


Ausgrabung 1965: Dem östlichen Bereich der Taberna sind sanitäre Anlagen angegliedert.

Die Nachuntersuchungen des westlichen Bereiches in den 1970er Jahren. Die Grundmauern der gegenüberliegenden Mansio sind bereits rekonstruiert.

Lange ist die römische Eckkneipe nur in Grundmauern zu besichtigen.

Aus Sicht der Besucher - im Hintergrund das ehemalige Kassenhäuschen des Museums - ist die römische Wirtschaft die erste Adresse.

Die Grundzüge der römischen Snackbar kurz vor dem Wiederaufbau. Vorher und ...

... nach Abschluss der Rekonstruktionsarbeiten.

1990: Schwarzenacker hat nun eine Römer-Bar.

Die Einweihung erfolgte 1992.


Ein Ort der Einkehr auf dem Weg durch die Römerstadt.

Vielerorts im römischen Imperium fanden sich Gaststätten und Wirtshäuser an belebten Plätzen einer Stadt. Konzentrierten sie sich in Pompeij in der Umgebung der Einfahrtstore, wo sich Reisende bei der Ankunft verpflegen konnten, so waren sie in Ostia am Hafen zu finden. Aber auch in der Nähe von Theatern, Thermen oder an belebten Straßen luden Lokale zum Pausieren ein. So auch in Schwarzenacker.

An der vormals stark befahrenen Straßenkreuzung betrieb ein außerordentlich geschäftstüchtiger Gastronom ein florierendes Lokal (Taberna). Mit zwei Eingängen versehen bot es verlockende Möglichkeiten des Pausierens nach harter Arbeit oder langer Fahrt.

Große Mengen kleingehackter Rinder- und Schweineknochen häuften sich vor dem Lokal und in den Schmorgruben direkt neben dem Haus. Im Schankraum der Taberna fanden große Tongefäße (Dolien) als Mischbehältnisse für Wein und als Aufbewahrung von Speisen Verwendung. Auf dem Rand  der Dolien war wiederholt  der Schriftzug „CAPITOLINVS“ eingeritzt.

Verputzfragmente mit hochwertigen Wandmalereien zeugen davon, dass sich in der ansprechenden Atmosphäre des Gastraumes mit deftigen Snacks sowie ausreichenden Mengen an Wein und Bier gutes Geld verdienen ließ.

Auch der Service mag dazu beigetragen haben, dass sich viele Kunden einfanden. Zeugen doch zwei übereinanderliegende Quadersteine mit deckungsgleicher Durchlochung an der östlichen Außenseiteseite der Taberna von der Notwenigkeit sanitärer Einrichtungen in römischer Zeit. Mag es sich nun um einen Ausguss oder eine Toilette handeln – was seinen Weg in den unter Taberna hindurchführenden Kanal fand, wurde in den Hauptkanal der Nord-Süd-Straße geschwemmt.

Wollte man die Dienstleistung gesamtheitlich bewerten, die der geschäftstüchtige Tabernarius seiner Kundschaft offerierte, so müsste man einige Sterne vergeben. Kaum vorstellbar also, dass der clevere Wirt nicht das Image eines betuchten Saubermannes hatte. Denn: So manches Gasthaus und sein Wirt standen in römischer Zeit in zweifelhaftem Ruf. Insbesondere die langen Öffnungszeiten – oft herrschte rege Betriebsamkeit bis spät in die Nacht –  rief zwielichtiges Gesindel zu nachtschlafender Zeit auf den Plan. Klatsch und Tratsch wurde ausgetauscht, verbotene Glücksspiele wurden in den Hinterzimmern der Schenken (Cauponae, Tabernae) und Gaststätten (Popinae) ausgetragen. Das Ambiente mit Ungeziefer in Gast- und Schankraum: abstoßend. Damit jedoch nicht genug: Nicht selten wurden Gaststätten sogar auch als Bordelle verstanden und so manches schwer verdiente Geld verschwand im Schlund der Nacht.