<< < Station: [14] Seilerei / Besenbinderei
Hop – hop – hop – hop – ja, ich muss täglich trainieren und immer in Form bleiben, damit die Katze mich nicht erwischt. Willkommen in meinem Fitnessstudio! Also, eigentlich geht es hier um das Herstellen von Seilen, die die Bauern für ihre Arbeit brauchen: um auf dem Feld die Garben zusammenzubinden, um die Tiere festzubinden oder als Wäscheleinen. Aber bevor die Menschen die Seile mitnehmen, nutzen meine Freunde und ich sie erstmal als Springseil.
Hop – hop – hop – hop…
Uff, ganz schön anstrengend!
Die Seile werden übrigens aus Flachs oder anderen Pflanzen hergestellt, die hier auf dem Bauernhof wachsen. Die Menschen brechen und kämmen die Fasern, bis sie schön geschmeidig und trotzdem reißfest sind. Und mit dieser Maschine werden sie dann zusammengedreht, ganz einfach. Dicke Seile, dünne Seile, lange und kurze Seile – je nachdem, was man gerade braucht.
… oder eher: was man im nächsten Jahr braucht. Denn solche Sachen machen die Menschen im Winter, wenn draußen auf den Feldern nicht so viel zu tun ist. Da wird dann geschnitzt und gedreht und gebunden und neu gebaut und repariert, damit man im Frühjahr gleich alles bereit hat, um wieder loszulegen. In dem kleinen Raum hinter der Seilmaschine könnt ihr sehen, was die Menschen noch so im Winter machen: Sie flechten Körbe oder drechseln Gardinenstangen, reparieren Fässer und Leitern… oder binden eine große Menge dünner Zweige zu Besen zusammen. Damit können sie dann den Hof fegen… oder uns Mäuse verjagen! Hilfe! Rette sich, wer kann!
Yippie yeah!
Schaut mal hier oben ins Dach! Als das Brunnenhaus vor ein paar Jahren neugemacht wurde, haben die Menschen es mit Roggenstroh gedeckt. Sehr schön haben sie das gemacht! Aber sie hatten vergessen, die Halme vorher auszudreschen! Zentnerweise leckerstes Roggenstroh, Körner über Körner… und kein Mensch und keine Katze kann uns hier oben im Dach stören. Nur manchmal kommen von außen die Vögel und holen sich auch ein Körnchen. Und unsere Freundinnen, die Spinnen fühlen sich hier auch sauwohl. Hach, was für ein Mäuseleben!
Früher… ja früher war hier oben im Dach eine Art Wasserspeicher… Das Wasser wurde unten aus dem Brunnen heraufgepumpt und hier oben gespeichert. Und dann mit Schwung zu den Bauernhäusern geleitet. Das Brunnenhaus liegt ja auf einem hohen Steinsockel. Und wenn man es dann durch Rohre fließen lässt, und es immer abwärts geht, kommt es ruck-zuck drüben in den Gebäuden an. Die Rohre waren zuerst aus ausgehölten Baumstämmen und danach hat man Keramikrohre dafür genommen. Und die ganzen Gerätschaften, die man zur Herstellung von solchen Rohren braucht, die liegen heute hier im Brunnenhaus: Hobel und Äxte und vor allem: Löffelbohrer in unterschiedlichen Längen und Größen.
Und der Brunnen selbst, der wurde so gebaut: Die Brunnenbauer haben einen starken, ovalen Holzring gezimmert und rundherum mit einem Ring aus Steinen beschwert. Und nach und nach haben sie unter diesem Ring das Erdreich abgetragen und so Stück für Stück den Brunnenschacht gebaut. Der Ring aus Holz und Steinen ist immer weiter in die Erde gesackt, bis der Brunnen 8 oder 9 oder 10 Meter tief war.
Aber was geht mich das an? Das war die Arbeit der Menschen. Ich für meinen Teil, ich bleibe lieber hier oben im Reetdach und knuspere mhh… lecker! – knuspere meine Roggenkörnchen.
Fotos: © Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH