Frankfurt, Paris, New York: Metropolen aus dem sezierenden Blickwinkel der Kunst. Je größer und je reicher eine Stadt ist, desto mehr Menschen scheitern auch an ihr. Isoliert inmitten der Masse, abgehängt vom Wohlstand fristen Menschen ein unwürdiges Dasein, meist nur wenig wahrgenommen vom Rest der Bevölkerung. Allerdings gibt daneben auch das kleine Glück, das Besondere im verfliegenden Augenblick. Beide Pole können von künstlerischer Wahrnehmung eingefangen werden, gleichsam als Lebensinsel, die sich gegen den Sog des Massenhaften der Stadt behauptet. Die Erkenntnis dieser weiten Spanne des urbanen Lebens hat seit Anfang des 20. Jahrhunderts zunehmend Künstlerinnen und Künstler zur Stellungnahme in Wort und Bild getrieben. Die Ausstellung beleuchtet Aspekte des Städtischen: In ihrem Mittelpunkt steht die 2017 vollendete, hier erstmals präsentierte Arbeit von Barbara Fahrner „Ebenso“. Die Künstlerin, über Jahre hin eine der renommiertesten Protagonistinnen im Feld des Künstlerbuchs, zeigt sich hier von völlig neuen Seiten. Beobachtungen kleiner Szenerien, die sonst unbeachtet bleiben. Der schiere Alltag in ihrer Wahlheimat Frankfurt kommt zu Bild und Sprache, mit all seiner übersehenen Ungeheuerlichkeit, im Leiden, im Freudigen, im Bemitleidens-, und Bewundernswerten. Barbara Fahrners Arbeit wird flankiert von Stücken aus der Sammlung des Klingspor Museums. Ein großes Thema der expressionistischen Graphik war das soziale Elend der Arbeitermassen. Der belgische Holzschneider Frans Masereel (1889-1972), einer der bedeutendsten Graphiker seiner Zeit, schuf zahlreiche Holzschnitte und Zeichnungen zum Thema Stadt. Als Humanist und Sozialist beschäftigte sich Masereel zeitlebens mit den politischen und sozialen Fragen seiner Zeit. Im Jahr 1925 erschien sein Holzsschnittbuch „Die Stadt“ mit 100 Grafiken. Masereel beleuchtet die verschiedensten Aspekte des Städtischen. Die meisten Darstellungen sind den Elenden gewidmet: Gewalt, Armut, Menschenmassen und die Vereinsamung Einzelner inmitten zahlloser Menschen werden thematisiert, es gibt aber ebenso Holzschnitte, die die Stadt als Ort der Kultur, als Ort Zerstreuung und des Glücks zu zweit darstellen. Ein Meilenstein expressionistischer Buchkunst ist der Gedichtband von Georg Heym „Umbra vitae“ mit Holzschnitten von Ernst Ludwig Kirchner. Eine Hommage an die Metropole Paris mit ihrem schnellen Pulsschlag hingegen ist Jean Dubuffets Künstlerbuch Metromanie. Der französische Grafiker Gérard Paris-Clavel (*1943) engagiert sich seit rund 30 Jahren für Menschenwürde, kulturelle Identität und die Rechte sozial Schwacher. In Ivry, einer Vorstadt von Paris, stärkt er in Gemeinschaft mit der Gruppierung Ne Pas Plier (nicht (ein)knicken) die in Armut und Isolation geratenen Menschen in ihrem Selbstwertbefinden und ihren Ansprüchen an die Gesellschaft. Ebenfalls sozialen Anspruch hat das opulente Buchprojekt „Your house is mine“ (1992) der Künstlergruppe Bullet um den New Yorker Künstler Andrew Castrucci. Es wendet sich gegen Vertreibung und Gentrifizierung in New Yorks Lower Eastside.  
25. Sep 2020 - 19:00
Herrnstr 80
Offenbach
63065
Germany

Current event for "Klingspor-Museum"

Die Stadt bemerken

25. Sep 2020 - 19:00 – 22. Nov 2020 - 18:00
Klingspor-Museum

Frankfurt, Paris, New York: Metropolen aus dem sezierenden Blickwinkel der Kunst. Je größer und je reicher eine Stadt ist, desto mehr Menschen scheitern auch an ihr. Isoliert inmitten der Masse, abgehängt vom Wohlstand fristen Menschen ein unwürdiges Dasein, meist nur wenig wahrgenommen vom Rest der Bevölkerung. Allerdings gibt daneben auch das kleine Glück, das Besondere im verfliegenden Augenblick. Beide Pole können von künstlerischer Wahrnehmung eingefangen werden, gleichsam als Lebensinsel, die sich gegen den Sog des Massenhaften der Stadt behauptet.

Die Erkenntnis dieser weiten Spanne des urbanen Lebens hat seit Anfang des 20. Jahrhunderts zunehmend Künstlerinnen und Künstler zur Stellungnahme in Wort und Bild getrieben. Die Ausstellung beleuchtet Aspekte des Städtischen: In ihrem Mittelpunkt steht die 2017 vollendete, hier erstmals präsentierte Arbeit von Barbara Fahrner „Ebenso“. Die Künstlerin, über Jahre hin eine der renommiertesten Protagonistinnen im Feld des Künstlerbuchs, zeigt sich hier von völlig neuen Seiten. Beobachtungen kleiner Szenerien, die sonst unbeachtet bleiben. Der schiere Alltag in ihrer Wahlheimat Frankfurt kommt zu Bild und Sprache, mit all seiner übersehenen Ungeheuerlichkeit, im Leiden, im Freudigen, im Bemitleidens-, und Bewundernswerten.

Barbara Fahrners Arbeit wird flankiert von Stücken aus der Sammlung des Klingspor Museums. Ein großes Thema der expressionistischen Graphik war das soziale Elend der Arbeitermassen. Der belgische Holzschneider Frans Masereel (1889-1972), einer der bedeutendsten Graphiker seiner Zeit, schuf zahlreiche Holzschnitte und Zeichnungen zum Thema Stadt. Als Humanist und Sozialist beschäftigte sich Masereel zeitlebens mit den politischen und sozialen Fragen seiner Zeit. Im Jahr 1925 erschien sein Holzsschnittbuch „Die Stadt“ mit 100 Grafiken. Masereel beleuchtet die verschiedensten Aspekte des Städtischen. Die meisten Darstellungen sind den Elenden gewidmet: Gewalt, Armut, Menschenmassen und die Vereinsamung Einzelner inmitten zahlloser Menschen werden thematisiert, es gibt aber ebenso Holzschnitte, die die Stadt als Ort der Kultur, als Ort Zerstreuung und des Glücks zu zweit darstellen.

Ein Meilenstein expressionistischer Buchkunst ist der Gedichtband von Georg Heym „Umbra vitae“ mit Holzschnitten von Ernst Ludwig Kirchner. Eine Hommage an die Metropole Paris mit ihrem schnellen Pulsschlag hingegen ist Jean Dubuffets Künstlerbuch Metromanie.

Der französische Grafiker Gérard Paris-Clavel (*1943) engagiert sich seit rund 30 Jahren für Menschenwürde, kulturelle Identität und die Rechte sozial Schwacher. In Ivry, einer Vorstadt von Paris, stärkt er in Gemeinschaft mit der Gruppierung Ne Pas Plier (nicht (ein)knicken) die in Armut und Isolation geratenen Menschen in ihrem Selbstwertbefinden und ihren Ansprüchen an die Gesellschaft.

Ebenfalls sozialen Anspruch hat das opulente Buchprojekt „Your house is mine“ (1992) der Künstlergruppe Bullet um den New Yorker Künstler Andrew Castrucci. Es wendet sich gegen Vertreibung und Gentrifizierung in New Yorks Lower Eastside.

 

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