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Bis zur Wiedergründung im Jahr 1772 war es ruhig geworden in Thale. 1820 dann übernimmt der Hüttenmeister Johann Carl Bennighaus das Werk in Erbpacht. Bennighaus hatte verstanden: Er konnte sich nicht nur auf die Eisenherstellung konzentrieren und wandte sich der Weiterverarbeitung, also der Fertigung unterschiedlicher und innovativer Metallprodukte, zu.

Um 1830 werden schmiedeeiserne Wagenachsen hergestellt: die ersten ihrer Art in Preußen. Kutschen und Pferdefuhrwerke sind nun – bei den schlechten Straßenverhältnissen der damaligen Zeit – weniger anfällig und können deutlich schwerere Lasten transportieren.

1835 folgt eine weitere Innovation: die Gründung des ersten Stanz- und Emaillierwerks im deutschsprachigen Raum, vielleicht sogar in ganz Europa. Stahlblech und Email sind zwei Materialien, die sich schlecht verbinden lassen. Doch den Thalenser Emaillierern gelingt es: Sie stellen Massenartikel und Haushaltsgeschirr her und exportieren es schließlich in alle Kontinente. Um die Jahrhundertwende kommen zehn Prozent des weltweit verkauften Emailgeschirrs… aus Thale!

Die blaue Henkelkanne ist um 1870 / 1880 entstanden. Sie ist das älteste Stück hier im Museum. Wenn Sie genau hinschauen, erkennen Sie, dass der Henkel nachträglich an den Korpus genietet wurde. Wenig später, um 1900, verbessern sich die Verfahren. Der Henkel der weißen Tasse direkt darunter ist bereits angeschweißt.

Eine weitere Innovation erreicht Thale im Jahr 1862: die Eisenbahn! Die sogenannte „Harzbahn“ ist zunächst für die Touristen gedacht, die einen guten Ausgangspunkt ins Bodetal suchen. Doch der Aufsichtsrat des Werks macht Druck: Ab 1874, rechtzeitig zum Boom der Gründerjahre, fährt die Eisenbahn auch bis aufs Betriebsgelände. Das Hüttenwerk bekommt seinen eigenen Gleisanschluss. Rohstoffe wie Kohle können nun aus weiter entfernten Regionen herangebracht und die fertigen Erzeugnisse in alle Welt verschickt werden.

Alle Abbildungen: © Hüttenmuseum Thale