<< < Station: [29] Haftzelle


M: Sie stehen nun in einer typischen Zelle eines Stasi-Untersuchungsgefängnisses. Es ist „nur“ ein Nachbau … und trotzdem:
Am liebsten möchte man einfach nur schnell wieder raus!

F: Vom ersten Tag an begann hier die psychologische Zersetzung: Die Häftlinge wussten weder in welcher Haftanstalt sie waren noch wie lange die U-Haft dauern würde. Es gab keinen Kontakt zur Familie, und auch der Anwalt tat in der Regel sehr wenig. Waren gleichzeitig noch andere Familienmitglieder verhaftet worden, erfuhr man nichts über deren Verbleib. An den Zellen standen auch keine Namen, lediglich Nummern.

M: In den Zellen waren die politischen Häftlinge ständigem Terror ausgesetzt. Nachts ging immer wieder das Licht an und aus. Die Schlafposition war genau vorgegeben: Auf dem Rücken liegend, die Hände sichtbar über der Bettdecke, das Gesicht zur Zellentür. Eine vermeintliche Vorsichtsmaßnahme, um Selbstmorde zu verhindern, wie es offiziell hieß.

F: Hinzukam Isolationshaft, Verhöre Tag und Nacht, Schlafentzug und nicht selten körperliche Gewalt. Oft wurde den Häftlingen die medizinische Versorgung verweigert. Im Sommer lief zuweilen die Heizung in den Zellen auf Volllast, im Winter war es bitterkalt. All das sollte die Häftlinge seelisch zermürben.

M: Schätzungen zufolge waren in der Geschichte der DDR bis zu 200.000 Menschen in den Gefängnissen der Stasi inhaftiert. Viele leiden bis heute unter den Langzeitfolgen. Offiziell hat es in der DDR aber keine „politischen Inhaftierungen“ gegeben.

Foto: © DDR-Museum Pforzheim