Station: [4] Kaurischnecke


Die Kaurischnecke war das langlebigste und am weitesten verbreitete aller traditionellen Zahlungsmittel. Sie begann ihre Karriere als Fetisch: Weil die Schale der Kauri fast unzerbrechlich ist, symbolisierte sie in vielen Kulturen Dauerhaftigkeit und ewiges Leben. So wurden Kauris in Afrika und Asien schon vor Tausenden von Jahren Toten mit ins Grab gelegt. Und weil ihre Form an eine weibliche Vulva erinnert, sollte die Kauri sich auch positiv auf die Fruchtbarkeit von Frauen auswirken. Kauris waren deshalb begehrt und wurden gern als Schmuck und Amulett getragen. Um etwa 1500 v. Chr. wandelte sich die Kauri in China vom Schmuck zum Geld. Damals kursierten genügend der begehrten Schneckenschalen, um – gerade so wie unsere Münzen – auf den Märkten gegen Waren getauscht zu werden. Um grössere Zahlungen zu leisten, wurden einfach mehrere Kauris auf eine Schnur aufgefädelt und so zu kaufkräftigeren Einheiten gebündelt. Von China aus verbreitete sich das Kaurigeld über Thailand und Vietnam nach Indien, und von dort aus weiter auf die Philippinen, die Malediven, die gesamte Südsee und bis nach Afrika. Dort blieben Kauris bis in die 1960er-Jahre in Gebrauch. Die schimmernde Kauri war als Münze geradezu ideal: immer etwa gleich gross, leicht zu transportieren, leicht zu zählen, unbegrenzt haltbar, fast unzerstörbar und schwer zu fälschen. So machte die Kauriwährung eine Karriere, die sich zeitlich und geografisch durchaus mit der europäischen Münze vergleichen lässt.