Station: [301] Brautzahlung


In den meisten Kulturen Afrikas oder Ozeaniens gibt es geldähnliche Objekte, deren Gültigkeit sich nur auf Teilbereiche bezieht. So dienten viele Objekte unserer Sammlung als Gaben im Ritual der Brautzahlung. Das Teau-Federgeld aus Melanesien, unsere Nummer 1, ist ein Beispiel für so ein Braut-Zahlungsmittel. Die Brautzahlung ist ein Ritual, das sehr viele Kulturen kennen. Dabei überreicht die Familie des Bräutigams der Familie der Braut vorher vereinbarte Gaben. Heute handelt es sich dabei oft um Geld. Aber in traditionellen Kulturen bestand – und besteht – die Brautzahlung aus ganz bestimmten traditionellen Zahlungsmitteln. Diese Gaben repräsentieren den Status der Frau, die mit der Heirat in einem neuen Familienverband einen neuen Status einnehmen wird. Die der Familie der Braut überreichten Objekte repräsentieren diesen neuen Status. So geht es beim Ritual der Brautzahlung einerseits darum, den neuen Status der Frau zu etablieren. Anderseits werden durch den Tausch – nämlich der Objekte gegen die Frau – die beiden Familienverbände einander dauerhaft verpflichtet. Die Brautzahlung ist kein Kauf, wie wir ihn kennen, sondern eine Art der Vergeltung. Diese wird erforderlich, weil ein für die Gemeinschaft notwendiges Mitglied mit der Heirat diese Gemeinschaft verlässt und damit der Gemeinschaft des Bräutigams nützlich wird. Die Vergeltung kann nur in Form von ganz bestimmten Objekten in einem durch die betroffenen Parteien festgelegten Verhältnis erfolgen.