Käthe Kollwitz (1867–1945) gilt heute als die bedeutendste deutsche Künstlerin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bereits zu Lebzeiten besitzt ihr Werk weltweite Strahlkraft. Eine Vielzahl ihrer eindringlichen Zeichnungen, Druckgraphiken und Skulpturen entsteht in direkter Auseinandersetzung mit persönlichen Erfahrungen – Glücksmomenten ebenso wie Schicksalsschlägen. Im 75. Todesjahr der Künstlerin lenkt das Käthe Kollwitz Museum Köln den Blick auf die persönlichen Aspekte ihres Œuvres: auf die Motive der »Liebe« und des Abschieds, des »Lassenmüssen«. Die Ausstellung macht deutlich, wie Kollwitz diese unterschiedlichen, ja gegensätzlichen Themen in Werken von emotionaler Schlagkraft zur Allgemeingültigkeit ausarbeitet. In Zitaten aus Tagebüchern und Briefen der Künstlerin begegnet der Betrachter darüber hinaus einer aufmerksamen Chronistin ihrer Zeit – ebenso wie der härtesten Kritikerin ihres eigenen Schaffens. »Liebe und Lassenmüssen des Geliebtesten, und es halten (wollen) – immer dasselbe« …sinniert die Kollwitz im Januar 1915 in einem Brief an ihren Sohn Hans. Wie ein roter Faden zieht sich die künstlerische Reflexion von privaten und auch intimen Momenten durch ihr Lebenswerk. Zahlreiche der innigsten Motive entwickelt sie aus Erlebnissen im familiären Umfeld. »… Liebe…« Es ist erstaunlich, wie viel Nähe Kollwitz dem Betrachter zugesteht, wenn sie ihr persönlichstes Fühlen künstlerisch zum Ausdruck bringt. Mit diesem Bewusstsein lässt sich unvermutet selbst in den bekanntesten Werken Privates wiederfinden – sei es in einzelnen Blättern ihrer graphischen Zyklen, in meisterhaften Zeichnungen oder ihrem plastischen Œuvre. Denn »…mitfühlen, mitkämpfen, mitnötig sein: Nichts kennzeichnet den Menschen Käthe Kollwitz und ihr Werk besser als diese emotionale und auf Gemeinsamkeit zielende Präposition ›mit‹.« (C. Krahmer). Dabei entwirft die Künstlerin stets neue Ausdrucksformen, nie dagewesene Motive für ihre Gefühle: Zeugnisse ihres singulären Schaffens. »… Lassenmüssen…« Die Liebe ist bei ihr oft eng mit Abschied oder Tod verwoben. So führt die lebensbedrohliche Diphterie-Erkrankung des älteren Sohnes Hans im Jahr 1908 zu einer Serie ihrer eindrucksvollsten Arbeiten: Eine Frau ringt mit dem personifizierten Tod um das Leben ihres Kindes. Sie nähert sich dem bewegenden Thema in virtuosen Kreide-, Kohle- und Bleistiftzeichnungen von höchster Eindringlichkeit und Tiefe. Immer wieder verwirft die Künstlerin dabei mögliche Lösungen und ringt um eine allgemeingültige und verständliche Darstellungsform. Wenige Jahre später sollte sie ihren jüngeren Sohn Peter im Krieg verlieren. Dieses Leid verändert nicht nur die Mutter, sondern auch die Künstlerin und ihr Werk. Das Käthe Kollwitz Museum Köln, das am 40. Todestag der Künstlerin gegründet wurde und im Jahr 2020 auf sein 35-jähriges Bestehen zurückblickt, schöpft mit dieser Präsentation aus dem eigenen, umfangreichen Sammlungsbestand.
08. Jun 2020 - 00:00
Neumarkt 18-24 / Neumarkt Passage
Köln
50667
Deutschland

Aktueller Termin von "Käthe Kollwitz Museum Köln"

»Liebe und Lassenmüssen...« Persönliche Momente im Werk von Käthe Kollwitz

08. Jun 2020 - 00:00 – 20. Sep 2020 - 00:00
Käthe Kollwitz Museum Köln

Käthe Kollwitz (1867–1945) gilt heute als die bedeutendste deutsche Künstlerin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bereits zu Lebzeiten besitzt ihr Werk weltweite Strahlkraft. Eine Vielzahl ihrer eindringlichen Zeichnungen, Druckgraphiken und Skulpturen entsteht in direkter Auseinandersetzung mit persönlichen Erfahrungen – Glücksmomenten ebenso wie Schicksalsschlägen. Im 75. Todesjahr der Künstlerin lenkt das Käthe Kollwitz Museum Köln den Blick auf die persönlichen Aspekte ihres Œuvres: auf die Motive der »Liebe« und des Abschieds, des »Lassenmüssen«. Die Ausstellung macht deutlich, wie Kollwitz diese unterschiedlichen, ja gegensätzlichen Themen in Werken von emotionaler Schlagkraft zur Allgemeingültigkeit ausarbeitet. In Zitaten aus Tagebüchern und Briefen der Künstlerin begegnet der Betrachter darüber hinaus einer aufmerksamen Chronistin ihrer Zeit – ebenso wie der härtesten Kritikerin ihres eigenen Schaffens.

»Liebe und Lassenmüssen des Geliebtesten, und es halten (wollen) – immer dasselbe« …sinniert die Kollwitz im Januar 1915 in einem Brief an ihren Sohn Hans. Wie ein roter Faden zieht sich die künstlerische Reflexion von privaten und auch intimen Momenten durch ihr Lebenswerk. Zahlreiche der innigsten Motive entwickelt sie aus Erlebnissen im familiären Umfeld.

»… Liebe…«
Es ist erstaunlich, wie viel Nähe Kollwitz dem Betrachter zugesteht, wenn sie ihr persönlichstes Fühlen künstlerisch zum Ausdruck bringt. Mit diesem Bewusstsein lässt sich unvermutet selbst in den bekanntesten Werken Privates wiederfinden – sei es in einzelnen Blättern ihrer graphischen Zyklen, in meisterhaften Zeichnungen oder ihrem plastischen Œuvre. Denn »…mitfühlen, mitkämpfen, mitnötig sein: Nichts kennzeichnet den Menschen Käthe Kollwitz und ihr Werk besser als diese emotionale und auf Gemeinsamkeit zielende Präposition ›mit‹.« (C. Krahmer). Dabei entwirft die Künstlerin stets neue Ausdrucksformen, nie dagewesene Motive für ihre Gefühle: Zeugnisse ihres singulären Schaffens.

»… Lassenmüssen…«
Die Liebe ist bei ihr oft eng mit Abschied oder Tod verwoben. So führt die lebensbedrohliche Diphterie-Erkrankung des älteren Sohnes Hans im Jahr 1908 zu einer Serie ihrer eindrucksvollsten Arbeiten: Eine Frau ringt mit dem personifizierten Tod um das Leben ihres Kindes. Sie nähert sich dem bewegenden Thema in virtuosen Kreide-, Kohle- und Bleistiftzeichnungen von höchster Eindringlichkeit und Tiefe. Immer wieder verwirft die Künstlerin dabei mögliche Lösungen und ringt um eine allgemeingültige und verständliche Darstellungsform. Wenige Jahre später sollte sie ihren jüngeren Sohn Peter im Krieg verlieren. Dieses Leid verändert nicht nur die Mutter, sondern auch die Künstlerin und ihr Werk.

Das Käthe Kollwitz Museum Köln, das am 40. Todestag der Künstlerin gegründet wurde und im Jahr 2020 auf sein 35-jähriges Bestehen zurückblickt, schöpft mit dieser Präsentation aus dem eigenen, umfangreichen Sammlungsbestand.

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