<< < Station: [8] Werkzeuge, Weihnachtsfiguren


Esel:

I-aahh! I-aahh!

Josef:

Eselchen!

Esel:

Josef! Was machst du denn hier? Wirst du jetzt auch im Museum ausgestellt? Dabei bist du doch gar kein Kunstwerk!

Josef:

Nein, Eselchen, ich weiß auch nicht richtig. Mich hat es irgendwie in die Zukunft verschlagen. Einundzwanzigstes Jahrhundert sagt das Kind hier. Keine Ahnung, wie ich hierhergekommen bin… Aber Berta ist ja auch da.

Esel:

Berta?

Josef:

Ja, die alte Milchkuh von unserem Nachbarn. Die hat mir doch Modell gestanden!

Esel:

Aber Josef, das ist doch nicht mehr die dicke, gefleckte Berta von nebenan. Wir sind jetzt Ochs und Esel… aus der Weihnachtsgeschichte in der Bibel… und besuchen das neugeborene Jesuskindchen in seinem Stall zu Bethlehem. I-aah!

Josef:

Ach, Eselchen, das ist doch Unsinn. Ihr seid Berta und Eselchen aus der Langen Straße in Wiedenbrück. Ihr seid hier im Atelier entstanden… und noch nicht einmal ganz fertig geworden. Da fehlt noch ne Menge Arbeit, bevor Ihr in einer Weihnachtskrippe stehen könnt.

Auf dem Bildschirm: [08_02] Engel mit kaputtem Flügel

Engel:

Ich bin auch nicht ganz fertig. Und ich werde es nie werden!

Josef:

Wer bist du denn?

Engel:

Ich bin der Engel… aus Holz. Unten links auf dem Drehteller. Und… ich werde niemals fertig werden! Weil mein Flügel abgebrochen ist.

Josef:

Oh je!

Engel:

Ja, da hat der Schnitzer nicht aufgepasst, einen zu starken Schlag auf den Flügel gegeben… und – schwupps! – schon war der halbe Flügel weg.

Josef:

Und dann? Haben die Gesellen gelacht?

Engel:

Das ist mir doch piepegal, ob die gelacht haben! Der Typ hätte besser aufpassen sollen und vielleicht einen kleineren Hammer nehmen sollen!

Josef:

Ja, das sagt der Chef auch immer: von groß nach klein. Zuerst den dicken, fetten Hammer für die groben Sachen und je näher man an der Figur arbeitet, desto kleiner muss der Hammer sein… also der runde Holzklüpfel, mit dem man arbeitet. Und dann… mit ganz viel Fingerspitzengefühl.

Engel:

Genau! Fingerspitzengefühl anstatt draufhauen! Jetzt haben wir den Salat… ich bin kaputt…und werde irgendwann im Ofen landen!

Josef:

Tja, im Ofen… oder im Museum! Weil man an deinem kaputten Flügel gut sehen kann, was alles schiefgehen kann beim Schnitzen.

Engel:

Meinst du?

Josef:

Ich bin mir da fast ein bisschen sicher. Du bist ein wunderbares Anschauungsmaterial.

Der Klotz, auf dem du sitzt…

Engel:

Ach der, der sollte noch wegkommen. Damit war ich in die Werkbank eingespannt. Und das dumme Ding oben auf meinem Kopf. Das sollte auch noch weggemacht werden. Ich sollte ja eigentlich aussehen, wie mein Gipsmodell, das hier auf der Regalkante sitzt. Aber daraus wird jetzt nichts.

Josef:

Ja, daraus wird nichts mehr. Aber ich glaube, genau darum wirst du in der Zukunft mal ganz besonders wichtig sein. Weil du nicht so perfekt bist. Also, sei nicht mehr traurig, kleiner Engel.

Und ihr beiden – Berta und Eselchen – macht’s gut!

Esel:

Berta, stell dir vor, der Josef hat uns erkannt. Dabei sind wir doch fast gar nicht mehr…

 

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum