<< < Station: [3] historische Vorbilder


Maria:

Oh je, oh je! Oh je, oh je!

Johannes:

Oh je, gütige Mutter Gottes, welch ein Unglück!

Josef:

Was ist denn hier passiert? Die beiden sind ja ganz verzweifelt!

Maria:

Was passiert ist? Das siehst du doch! Mein Sohn, Jesus Christus, ist gestorben. Von den Römern ans Kreuz genagelt und dort gestorben. Sein Jünger Johannes und ich haben ihn gerade vom Kreuz abgenommen und nun weinen wir um ihn.

Josef:

Jesus? Der Erlöser?

Maria:

Genau der!

Josef:

Aber, liebe Mutter Maria. Ich verstehe ja, dass Ihr verzweifelt seid. Aber dazu gibt es keinen Grund. Euer Sohn ist nicht wirklich tot. Oder nur kurz. Das sagen jedenfalls die in der Kirche. In drei Tagen wird er wieder lebendig sein… also so ungefähr. Jedenfalls wird er auferstehen und dann in den Himmel auffahren.

Maria:

In den Himmel? Zu Gott, seinem Vater?

Josef:

Ganz genau. Und dadurch ist dann der Beweis erbracht: Jesus ist wirklich unser Erlöser… Da er ja den Tod überwinden kann.

Hmm… aber im Moment sieht es noch nicht danach aus. Im Moment sieht er noch sehr elend aus, so schlapp und leblos, mit den Löchern in seinen Händen und Füßen… von den Kreuznägeln. Ziemlich schaurig.

Maria:

Ja, mein Sohn ist eine Mahnung für die Menschen, untereinander Friede zu wahren… und sich gegenseitig nichts Schlimmes anzutun.

Josef:

Und deswegen sieht man oft auch in der Kirche, wie Ihr und der Herr Johannes um den toten Christus trauert?

Maria:

Das mag sein. Jedenfalls gibt es uns drei schon seit Jahrhunderten. Wir werden oft zusammen gezeigt: der tote Jesus, der Jünger Johannes und ich.

Josef:

Und damit man Euch immer wiedererkennt, stellen Euch die Künstler oft in ganz ähnlicher Weise dar.

Maria:

Dann wissen die Menschen gleich, worum es geht.

Josef:

Hinter Eurer Vitrine hängt ja ein Bild, das genauso aussieht, wie Ihr als Gipsmodell.

Maria:

Hinter uns? Ach ja, das sind wir als Holzfiguren. Das war vor vierhundert Jahren. Hat ein berühmter Holzkünstler gemacht, Tilman Riemenschneider hieß der.

Josef:

Und die Holzkünstler in den Jahrhunderten danach… die benutzen die berühmten Vorbilder und machen ihre eigenen Kunstwerke, die dann jeder wiedererkennt: Jesus am Kreuz, den toten Jesus, den Ihr und der Herr Johannes beweinen, den toten Jesus, der ins Grab gelegt wird und auch die Auferstehung, wenn Jesus wieder lebendig wird.

Maria:

Ja, aber so weit ist es noch nicht. Deswegen lass uns jetzt weitertrauern… als Mahnung für die Menschen. Nicht wahr, Johannes?

Johannes:

So ist es, werte Mutter Gottes.

Maria:

Oh je, oh je, mein geliebter Sohn!

Johannes:

Welch Unglück uns und unserem Messias widerfahren ist!

Maria:

Oh je, oh je!

Josef:

So ein kleines Modell aus Gips ist ganz wichtig, wenn wir eine Kirchenstatue in groß herstellen wollen. Komm mal mit, als nächstes gelangen wir in unsere Werkstatt, da gibt es hunderte von diesen Modellen an den Wänden.

 

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum