<< < Station: [10] Malerei der Wiedenbrücker Schule
Maria:
Hallo Josef, da bist du ja wieder!
Josef:
Oh, guten Tag Maria. Nicht mehr traurig?
Maria:
Nein, nicht auf diesem Bild. Da bin ich ganz ins Gebet versunken und nichts kann mich in meiner inneren Ruhe stören. Siehst du den hellen Ring hinter meinem Kopf? Das ist mein Heiligenschein ein so genannter „Nimbus“. Daran erkennt man, dass ich zu den ganz wichtigen Personen in der Bibel gehöre.
Josef:
Ist ja kein Wunder. Ihr seid ja auch die Mutter von Jesus! Und die Menschen verehren Euch… manchmal noch mehr als Jesus selbst.
Maria:
Nun ja…
Josef:
Und deswegen kommt Ihr auch in ganz vielen Bildern und auf ganz vielen Altären vor. Und auf den Bildern erkennt man Euch an Eurem blauen Mantel.
Maria:
Ach, mein blauer Mantel, ja, der ist sehr kostbar. Obwohl ich ja eigentlich nur eine arme Frau war.
Josef:
Aber eine besonders Schöne! Egal, ob man Euch nun als Gemälde sieht oder als Skulptur… Hier gleich nebenan, auf dem Bild mit dem goldenen Hintergrund, das seid doch auch Ihr, oder?
Maria:
Ja, genau. Du erkennst mich wieder an meinem blauen Mantel… hmm… also dieser hier sieht fast ein wenig türkis aus. Der Maler hat uns alle – die Jünger, die Wächter, Johannes, Maria Magdalena und mich – unter dem Kreuz dargestellt, wie wir um den gekreuzigten Jesus trauern.
Josef:
Und den Hintergrund hat er über und über vergoldet – wie im Mittelalter.
Maria:
Ja, im Mittelalter wurde der Hintergrund von vielen Kirchenbildern vergoldet. Das sollte Licht und Gottesverbundenheit ausdrücken... und vor allem: Reichtum. Denn Gold war ja sehr teuer, und ist es noch heute.
Josef:
Und die Maler der Wiedenbrücker Schule, die machen das jetzt auch wieder. Weil es teuer und schön ist, aber auch, um an die Bilder von früher zu erinnern…
Maria:
… oder genauso schöne Bilder wie früher zu malen.
Josef:
Genau! Nur weil etwas lange her ist, heißt es noch lange nicht, dass es außer Mode ist. Die Bilder von früher können auch wieder in Mode kommen, und dann ist es gut, wenn ein Bildhauer oder ein Maler all diese Malstile beherrscht.
Maria:
Und das tun die Maler hier in Wiedenbrück.
Josef:
Ganz genau! Oder… das will ich doch zumindest hoffen! Jedenfalls sind sie dafür bekannt, dass sie Kunstwerke erschaffen, wie im Mittelalter oder wie im Barock oder in der Klassik oder noch später. Historismus, nennt man das. Also von „Historie“, der Geschichte.
Maria:
Weil die Wiedenbrücker Künstler aus den Werken der Geschichte schöpfen. Genau so ist es. Jetzt muss ich mich aber verabschieden und wieder in mein Gebet sinken. Mach’s gut, Josef!
Josef:
Auf Wiedersehen, Maria!
Und wir beide – ich würde vorschlagen, wir gehen jetzt hier raus und die Treppe hoch, auf den Dachboden. Mal sehen, was dort jetzt für ein „Museum“ ist… in deiner Zeit.
Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum