<< < Station: [124] Grabplatten an der St. Aegidius-Kirche
Hier an der Südseite des Kirchturms lernen Sie drei Wiedenbrücker aus früheren Zeiten kennen:
Otto de Wendt zum Wöstenbrink, der vor dem Dreißigjährigen Krieg in Wiedenbrück lebte, und das Ehepaar Salomé und Paris August von Haxthausen, das Ende des 17. Jahrhunderts einen ehrwürdigen Burgmannshof südlich von Wiedenbrück bewohnte. Alle drei fanden im Innenraum der Aegidiuskirche ihre letzte Ruhe. Bis 1824 bestatte man hochstehende Persönlichkeiten unter dem Fußboden des Kirchenschiffs und bedeckte ihre Gräber mit aufwändig gestalteten Steinplatten. Die Schritte der Kirchgänger, die im Laufe der Jahrhunderte auf den Grabplatten umherliefen, wetzten diese ab, oft bis zur Unkenntlichkeit.
Dass diese drei Grabplatten in Teilen noch gut erhalten sind, verdanken sie ihrer Lage in der Kirche: Nach dem Einbau der Orgel wurden sie vom Treppenaufgang zur Orgelempore verdeckt und nutzten sich daher weniger schnell ab. An den Grabplatten des Ehepaares erkennen Sie deutlich die nahezu unbeschädigten Partien. Bei einem Umbau im Jahr 1893 entfernte man die drei Grabplatten. Vermutlich wegen ihres Erhaltungszustandes wurden sie nicht als Baumaterial genutzt, sondern gelangten letztlich an die Kirchenaußenmauer…
… und zeugen hier von den Wiedenbrücker Einwohnern früherer Zeiten.
Ritter Otto de Wendt zum Wöstenbrink gehörte zum westfälischen Uradel. Er wurde 1538 auf Schloss Holtfeld, 30 Kilometer nördlich von hier, geboren und starb 1613, im stattlichen Alter von 75 Jahren, in Wiedenbrück. Seine Grabplatte stellt ihn allerdings nicht als hinfälligen Greis dar, sondern als wohlgenährten Recken in der Blüte seiner Jahre. Die zeittypische Halskrause zeigt ihn als einen modebewussten Adeligen der frühen Neuzeit, die Hände fromm zum Gebet gefaltet.
Das Ehepaar von Haxthausen lebte gut 150 Jahre später in Batenhorst, einige Kilometer südlich von Wiedenbrück. Haus Aussel, ein zweigeschossiger Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert, wurde von ihnen um ein großes Stall- und Scheunengebäude erweitert. Ihre Grabmäler werden von jeweils zwei Wappen bekrönt: einem sogenannten Allianzwappen, das – jeweils von zwei Löwen gehalten – die Insignien der beiden in dieser Ehe zusammengeschlossenen Familien vereint.
Sind Sie neugierig geworden? Mehr zur Wiedenbrücker Stadtgeschichte und Begräbniskultur erfahren Sie im Stadt- und Kunstmuseum Rheda-Wiedenbrück in der Hoetger-Gasse 1, nur wenige Gehminuten von hier.
Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum