<p>Unser Modell einer römischen Gräberstraße stellt die ideale Rekonstruktion eines Friedhofes in Rätien oder Norikum dar. Friedhöfe lagen an Ausfallstraßen außerhalb der Siedlungen. Die Ausstattung der Gräber spiegelte die finanziellen Verhältnisse der Verstorbenen wieder, auch in der römischen Provinz. Manche Gräber waren nur einfach bepflanzt, andere hatten einen Grabhügel, und begüterte Familien konnten sich sogar einen Grabstein leisten. Ein schönes Beispiel ist dieser Delphinstein aus dem Inn, der früher Teil eines größeren Grabmals war.</p>
<p>Im Modell sind verschiedene Arten und der Ablauf der Bestattung dargestellt. Nach dem Tod wurde der Verstorbene zunächst zu Hause aufgebahrt und betrauert. Danach brachte man seinen Leichnam zu einem Verbrennungsplatz, dem Ustrinum. Im Modell befindet es sich im Eingangsbereich des Grabbezirkes. Nach der Einäscherung wurde die Asche aufgelesen, gereinigt und beigesetzt. Grabbeigaben wurden mit dem Toten verbrannt oder bei der Bestattung dazugegeben.</p>
<p>Eine andere Art der Feuerbestattung war das sogenannte Bustum. Hierfür wurde der Verstorbene auf einem Scheiterhaufen verbrannt, den man auf dem Friedhof direkt über der Grube errichtete. Archäologisch lässt sich ein Bustum gut bestimmen, denn der Lehm an den Wänden des Grabes wurde durch die Hitze des Feuers verziegelt. Neben den Feuerbestattungen kamen mit der Einführung von Heilsreligionen und dem Christentum auch vermehrt Körperbestattungen auf. Im Modell sind sie mit einigen Gräbern angedeutet.</p>
<p>Zu jedem Friedhof gehörte die Werkstatt eines Steinmetzen. Er fertigte die Grabmäler für besser gestellte Kunden an. Im „Gastmahl des Trimalchio“ beschreibt Petronius den Hintergrund eines aufwändigen Grabes: Während eines Essens unterhält sich ein reicher Gastgeber mit einem Architekten über sein Grabmal. Auf diesem soll neben seinem Namen eine Sonnenuhr angebracht werden. Ein Reisender, der an dem Grabmal vorbeikommt, kann darauf nicht nur den Namen des Verstorbenen, sondern auch die Uhrzeit ablesen. So weiß er beim Verlassen der Stadt, ob er sein Ziel noch vor Einbruch der Dunkelheit erreicht.</p>
<p>Auf satirische Weise wird bei Petronius angedeutet, dass die Römer größten Wert auf die Bekanntheit ihres Familien- und Geschlechternamens legten. Mit solchen Monumenten wollten sie den nachfolgenden Generationen im Gedächtnis bleiben.</p>