Station: [7] Peder Severin Krøyer | Die blaue Stunde, 1907


Am Ufer steht ein Mann, wohl der Strandvogt von Skagen, und schaut versunken auf das Meer. Seine dunkle Silhouette hebt sich kräftig von der ganz und gar von blauem Licht durchdrungenen Atmosphäre ab. Es ist die blaue Stunde, die Zeit der Dämmerung, die alle Farbkontraste weicher macht. Der Künstler zieht die Farben – Blau, Rot und helle Brauntöne – zusammen und suggeriert so die Vorstellung eines schier unendlichen Bildraumes. Auch der Strand selbst erscheint in blaues Licht getaucht: Man beachte die dünn aufgetragenen Pinselstriche auf den hellbraunen Sand. Die raffinierte Farbbehandlung vermittelt die in Worten schwer zu beschreibende Stimmung der „Blauen Stunde“, welche die Landschaft in all ihren Details durchdringt und die Zeit zum Stillstand zu bringen scheint. Das Bild entstand nur zwei Jahre vor dem Tod Peder Severin Krøyers, einem der wichtigsten Künstler der dänischen Malerei des späten 19. Jahrhunderts. Die Dänen nennen „ihren“ Künstler kurz: P.S. Krøyer. Mit nur 14 Jahren hatte der talentierte Junge 1864 ein Studium an der Königlich-Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen begonnen. Der Tabakfabrikant und Kunstmäzen Heinrich Hirschsprung wurde auf ihn aufmerksam und unterstützte Krøyer bei seiner Studienreise, die ihn anderem durch Italien, Spanien – wo er sich für den Barockmaler Diego Velázquez begeisterte – und Frankreich führte. Der pastose Farbauftrag und die impulsive Pinselführung seines dortigen Lehrers Léon Bonnart waren prägend. 1882 lernte er die Skagenmaler Anna und Michael Ancher sowie Viggo Johansen kennen. Ihre begeisterten Schilderungen waren ansteckend! Krøyer reiste nach Skagen und war fasziniert von dem kleinen Fischerort an der Spitze Dänemarks, an der Nold-und Ostsee aufeinander treffen. Er, der bereits ein gefeierter Maler war, machte die Künstlerkolonie der Skagen-Maler noch bekannter. Nach seiner Hochzeit mit Marie Krøyer ließ sich Krøyer 1891 endgültig in Skagen nieder.