Station: [4] Heinrich Carl Ludwig Gätke | Seesturm vor Helgoland, 1844


Unser Blick wird auf ein Segelschiff gelenkt, das im stürmischen Meer seinen Kurs auf Helgoland zu halten versucht. Am Horizont taucht die Insel mit der markanten Nordspitze, der „Langen Anna“, auf. Das Meer ist so aufgewühlt, dass die Wellen über dem schwer in Schieflage befindlichen Schiff zusammenschlagen. Das dramatische Geschehen wird in feinem Pinselduktus wiedergeben; klares Weiß ist den bewegten Wellenkämmen vorbehalten, die der Künstler in fein ziselierten Strukturen zuletzt auf der Wasserfläche verteilt. Der hohe Himmel ist nicht minder in Bewegung und wird von einer dichten, weißgrauen Wolkenformation beherrscht, die in der Mitte jedoch schon aufreißt und das strauchelnde Schiff ins Licht taucht. Der 1814 im brandenburgischen Pritzwalk geborene Künstler war 1832 nach Berlin gekommen, um eine Ausbildung zum Kaufmann in einem Geschäft für Malerbedarf aufzunehmen. Der Umgang mit den dort einkaufenden Künstlern begeisterte ihn so sehr, dass er beschloss, selbst Maler zu werden – und so besuchte der talentierte junge Mann die Berliner Kunstakademie. Das Gemälde „Seesturm vor Helgoland“ entstand 1844 auf Helgoland, wo Gätke seit 1837 lebte und sich besonders dem Seestück zuwandte. Mit seinen Werken war der Künstler regelmäßig auf den Berliner Akademieausstellungen vertreten ebenso wie auf Ausstellungen in Hamburg, Leipzig, Dresden oder Wien. Ein solides Auskommen – aus seiner Ehe mit Anna Maria Tapp gingen immerhin zehn Kinder hervor – fand er als Regierungssekretär bei der englischen Verwaltung. Gätke erlangte nicht nur mit seiner feinen Malerei Berühmtheit: 1843 wandte er sich der Ornithologie auf Helgoland zu, als deren Begründer er gilt. Er beobachte den Vogelflug und seltene Vogelarten, die nur auf Helgoland brüten. Sein umfangreiches Buch „Die Vogelwarte Helgoland“ wurde in mehreren Auflagen publiziert. Gätke war übrigens der Cousin des Schriftstellers Theodor Fontane, der ihn während seines dreiwöchigen August-Urlaubs 1891 auf Föhr besuchen – doch Erkältung und schlechtes Wetter verhinderten die Überfahrt.