
Die wichtigsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts
Von Pionierinnen der Moderne bis zu Ikonen des Feminismus – diese Frauen prägten die Kunstwelt nachhaltig.
Das 20. Jahrhundert war eine Zeit des Umbruchs, in der Künstlerinnen trotz gesellschaftlicher Barrieren bahnbrechende Werke schufen. Obwohl viele von ihnen lange im Schatten männlicher Kollegen standen, revolutionierten sie Malerei, Skulptur und Mixed Media. Dieser Blogbeitrag würdigt zehn visionäre Frauen, die mit ihrer Kunst neue Perspektiven eröffneten und bis heute inspirieren.
Frida Kahlo (1907–1954 | Mexiko/USA)
Frida Kahlo, bekannt für ihre surrealen Selbstporträts, verarbeitete in ihren Werken physischen und emotionalen Schmerz. Als Symbol feministischer Widerstandskraft thematisierte sie Identität, Weiblichkeit und postkoloniale Kultur.
Schlüsselwerk: Die zwei Fridas (1939)
Zitat: „Ich male mich selbst, weil ich so oft allein bin und weil ich das Thema bin, das ich am besten kenne.“
Die wichtigsten Werke sind:
- „Die zwei Fridas“ (1939) – Doppelporträt ihrer gespaltenen Identität (europäische und indigene Wurzeln).
- „Die gebrochene Säule“ (1944) – Symbol für physischen Schmerz nach einem Unfall.
- „Henry Ford Hospital“ (1932) – Verarbeitung einer Fehlgeburt.
- „Selbstporträt mit Dornenhalsband und Kolibri“ (1940) – Verbindung von Natur und Leiden.
- „Wurzeln“ (1943) – Darstellung von Fruchtbarkeit und Verwurzelung.
- „Selbstporträt als Tehuana“ (1943) – Hommage an mexikanische Kultur.
- „Die verwundete Tafel“ (1945) – Surrealistisches Stillleben mit politischen Anspielungen.
- „Baum der Hoffnung, bleib stark“ (1946) – Reflektion über Heilung.
- „Moses“ (1945) – Allegorie auf Schöpfung und Revolution.
- „Viva la Vida“ (1954) – Letztes Werk, ein Stillleben mit Wassermelonen.
Einige Museen mit Werken der Künstlerin:
Museo Frida Kahlo (La Casa Azul) – Mexiko-Stadt, Mexiko
Offizielle Website
Museo Dolores Olmedo – Mexiko-Stadt, Mexiko
Offizielle Website
Museum of Modern Art (MoMA) – New York, USA
Offizielle Website
Los Angeles County Museum of Art (LACMA) – Los Angeles, USA
Offizielle Website
Tate Modern – London, Großbritannien
Offizielle Website
Centre Pompidou – Paris, Frankreich
Offizielle Website
Georgia O’Keeffe (1887–1986 | USA)
Die „Mutter des amerikanischen Modernismus“ prägte mit abstrahierten Blumen und Landschaften die US-Kunst. Ihre Nahaufnahmen von Blüten wurden zu feministischen Symbolen, obwohl sie dies stets ablehnte.
Schlüsselwerk: Jimson Weed/White Flower No. 1 (1932)
Bewegung: Präzisionismus
Die wichtigsten Werke sind:
- „Jimson Weed/White Flower No. 1“ (1932) – Ikone des amerikanischen Modernismus.
- „Black Iris III“ (1926) – Abstrahierte Blüte als Symbol weiblicher Sinnlichkeit.
- „Cow’s Skull: Red, White, and Blue“ (1931) – Fusion von Tierknochen und Nationalfarben.
- „Oriental Poppies“ (1927) – Monumentale Blumen, die an Vulvaformen erinnern.
- „Sky Above Clouds IV“ (1965) – Abstrakte Wolkenlandschaft aus ihrer Spätphase.
- „Pelvis Series“ (1940er) – Knochenformen vor Himmelshintergrund.
- „The Lawrence Tree“ (1929) – Blick durch einen Baum in den Nachthimmel.
- „Red Canna“ (1924) – Frühes Blumenbild mit expressiven Farben.
- „Pedernal“ (1941) – Berglandschaft in New Mexico, ihr spiritueller Rückzugsort.
- „From the Faraway, Nearby“ (1937) – Hirschschädel über schwebenden Wolken.
Einige Museen mit Werken der Künstlerin
The Georgia O’Keeffe Museum – Santa Fe, USA
Offizielle Website
Museum of Modern Art (MoMA) – New York, USA
Offizielle Website
Whitney Museum of American Art – New York, USA
Offizielle Website
San Francisco Museum of Modern Art (SFMOMA) – San Francisco, USA
Offizielle Website
Art Institute of Chicago – Chicago, USA
Offizielle Website
National Museum of Women in the Arts – Washington, D.C., USA
Offizielle Website
Louise Bourgeois (1911–2010 | Frankreich/USA)
Bourgeois’ monumentale Spinnenskulpturen (Maman) und Installationen erforschten Trauma, Weiblichkeit und Familie. Sie gilt als Brückenbauerin zwischen Moderne und zeitgenössischer Kunst.
Medium: Skulptur, Installation
Einfluss: Feministische Kunst der 1970er
Die wichtigsten Werke sind:
- „Maman“ (1999) – Riesige Spinnenskulptur als Symbol für mütterliche Fürsorge.
- „Cell“-Serie (1990er) – Installationen, die Trauma und Erinnerung thematisieren.
- „The Destruction of the Father“ (1974) – Surrealistische Installation über Familienkonflikte.
- „Fillette“ (1968) – Ambivalente Phallus-Skulptur aus Latex.
- „Arch of Hysteria“ (1993) – Hängender Torso als Kritik an Freuds Hysterie-Begriff.
- „Janus Fleuri“ (1968) – Androgyner Bronze-Körper.
- „Spiral Woman“ (1984) – Skulptur, die emotionale Turbulenzen verkörpert.
- „Cumul I“ (1969) – Marmorskulptur, die an Wolken oder Organisches erinnert.
- „The Welcoming Hands“ (1996) – Bronzearm-Paare als Symbol für Verbundenheit.
- „Femme Maison“ (1947) – Zeichnungsserie: Frauenkörper mit Häusern als Köpfen.
Suzanne Valadon (1865–1938 | Frankreich)
Suzanne Valadon begann als Modell für Künstler wie Toulouse-Lautrec und Renoir, ehe sie selbst zur Pionierin des weiblichen Aktes wurde. Ihre schonungslosen Darstellungen von Frauenkörpern – oft ohne Idealisierung – durchbrachen die männlich dominierte Perspektive der Kunstwelt.
Die wichtigsten Werke sind:
- „Die blaue Zimmmerdecke“ (1923) – Selbstbewusste Selbstinszenierung in ihrem Atelier.
- „Adam und Eva“ (1909) – Unkonventionelle Darstellung des biblischen Paares.
- „Die Badende“ (1908) – Akt einer reifen Frau, der Weiblichkeit jenseits der Jugend feiert.
- „Die Familie Castelbou“ (1912) – Porträt einer Arbeiterfamilie mit sozialkritischem Unterton.
- „Akrobatin am Zirkus Fernando“ (1888) – Frühe Zeichnung, die Bewegung und Körperlichkeit einfängt.
Zitat: „Ich male Frauen, wie sie sind – nicht wie Männer sie sehen wollen.“
Tamara de Lempicka (1898–1980 | Polen/Frankreich)
Die „Königin des Art Déco“ porträtierte mit glatten Formen und kühlen Farben die mondäne Welt der 1920er-Jahre. Ihre androgynen Darstellungen brachen mit Geschlechterklischees.
Schlüsselwerk: Autoportrait (Tamara in grünem Bugatti) (1929)
Die wichtigsten Werke sind:
- „Autoportrait (Tamara im grünen Bugatti)“ (1929) – Ikone des Art Déco und weiblicher Autonomie.
- „Die schöne Rafaela“ (1927) – Sinnliches Aktporträt einer Geliebten.
- „Gruppe von vier Akten“ (1925) – Kubistisch inspirierte Darstellung weiblicher Körper.
- „Kizette in Rosa“ (1927) – Porträt ihrer Tochter als mondänes Kind.
- „La Tunique Rose“ (1927) – Stilisierte Frauenfigur in pastellfarbener Robe.
- „Portrait des Marquis d’Afflitto“ (1925) – Aristokratisches Porträt mit kühler Eleganz.
- „Die Musikantin“ (1929) – Androgyne Violinistin in metallischen Farben.
- „Saint Moritz“ (1929) – Wintersport-Szene mit geometrischer Präzision.
- „Jeune Fille en Vert“ (1927) – Porträt einer Frau in smaragdgrünem Kleid.
- „La Dormeuse“ (1934) – Schlafende Frau in blauen Tönen, inspiriert vom Surrealismus.
Hannah Höch (1889–1978 | Deutschland)
Pionierin der Fotocollage: Höch kritisierte in Dada-Werken wie Schnitt mit dem Küchenmesser politische Propaganda und Rollenbilder. Ihre Arbeiten bleiben Referenz für feministische Dekonstruktion.
Technik: Fotocollage
Aussage: Ironische Zerschneidung von Geschlechter- und Machtnarrativen
Die wichtigsten Werke sind:
- „Schnitt mit dem Küchenmesser“ (1919) – Dada-Collage gegen politische Propaganda.
- „Die Braut“ (1933) – Kritik an Geschlechterrollen durch hybride Figuren.
- „Roma“ (1925) – Collage aus Architekturfragmenten und Körperteilen.
- „Entwurf für ein Denkmal eines bedeutenden Spirituosenfabrikanten“ (1919) – Satire auf Kapitalismus.
- „Aus einem ethnographischen Museum“ (1924–34) – Serie zur Dekonstruktion von Rassenstereotypen.
- „Hochfinanz“ (1923) – Bankiers als Marionetten in einer Collage.
- „Das schöne Mädchen“ (1920) – Montage aus Frauenkörpern und Technikelementen.
- „Flucht“ (1931) – Reflektion über Exil und Heimatlosigkeit.
- „Liebe im Busch“ (1925) – Surrealistische Collage mit tropischen Motiven.
- „Versuchung des heiligen Antonius“ (1942) – Auseinandersetzung mit Krieg und Moral.
Sonia Delaunay (1885–1979 | Ukraine/Frankreich)
Mit „Simultanismus“ – rhythmischen Farbkontrasten – revolutionierte Delaunay Malerei, Mode und Textildesign. Sie verband Kunst und Leben, lange bevor dies zum Trend wurde.
Innovation: Orphismus
Zitat: „Farbe ist die Haut der Welt.“
Die wichtigsten Werke sind:
- „Prismes électriques“ (1914) – Abstrakte Farbkreise, inspiriert von elektrischem Licht.
- „Robe Simultanée“ (1913) – Bekleidung als lebendiges Kunstwerk im Orphismus.
- „Bal Bullier“ (1913) – Tanzsaal-Szene in rhythmischen Farbkontrasten.
- „Le Marché au Minho“ (1915) – Textiles Design mit folkloristischen Mustern.
- „Rythme“ (1938) – Großformatige abstrakte Komposition für die Weltausstellung Paris.
- „Triptyque“ (1963) – Drei Leinwände als Hommage an Bewegung und Musik.
- „Couleurs de la Vie“ (1950er) – Farbstudien für Buchumschläge und Tapeten.
- „Zig-Zag“ (1965) – Geometrische Abstraktion in leuchtendem Orange und Blau.
- „Étude pour l’Électricité“ (1950) – Entwürfe für ein Kraftwerk-Mosaik.
- „Prose du Transsibérien“ (1913) – Künstlerbuch mit poetischen Farbexplosionen.
Meret Oppenheim (1913–1985 | Schweiz)
Surrealistin der Provokation: Ihr Frühstück in Pelz (1936) – eine pelzüberzogene Tasse – wurde zum Symbol für das Absurde und Weibliche. Sie spielte mit Tabus und Traumbildern.
Medium: Objektkunst
Die wichtigsten Werke sind:
- „Frühstück in Pelz“ (1936) – Pelzbecher als surrealistisches Symbol für das Unbehagen.
- „Ma gouvernante – My Nurse – Mein Kindermädchen“ (1936) – Schuh-Skulptur auf einem Silbertablett.
- „Giacomettis Tisch“ (1933) – Traumhafte Installation mit tierischen Elementen.
- „X-Ray of M.O.’s Skull“ (1964) – Selbstporträt als Skelett mit Perücke.
- „Steinfrau“ (1938) – Stein mit menschlichen Haaren, die Weiblichkeit hinterfragend.
- „Die blaue Wolke“ (1974) – Skulptur aus Glasperlen und Draht.
- „Spiral“ (1958) – Bronzespirale als Symbol für Unendlichkeit.
- „Tisch mit Vogelfüßen“ (1939) – Möbelstück mit surrealer Verfremdung.
- „Paranoia“ (1953) – Gemälde mit verschlungenen organischen Formen.
- „Die Göttin“ (1985) – Späte Skulptur einer archaischen weiblichen Figur.
Leonora Carrington (1917–2011 | Großbritannien/Mexiko)
Carrington floh vor dem Krieg nach Mexiko und schuf mythologische Welten voller Hybridwesen. Ihre surreale Erzählkunst hinterfragte Rationalität und Patriarchat.
Schlüsselwerk: The Lovers (1954)
Die wichtigsten Werke sind:
- „The Lovers“ (1954) – Surreale Begegnung zwischen Mensch und Tier.
- „The Giantess“ (1947) – Mächtige Frauengestalt in mythologischer Landschaft.
- „Self-Portrait: Inn of the Dawn Horse“ (1937) – Symbolische Selbstdarstellung mit Hyäne.
- „The Pomps of the Subsoil“ (1947) – Alchemistische Szene mit hybriden Wesen.
- „The Temptation of St. Anthony“ (1947) – Beitrag zum gleichnamigen Filmwettbewerb.
- „El Mundo Mágico de los Mayas“ (1964) – Wandgemälde im Nationalmuseum Mexiko.
- „The Meal of Lord Candlestick“ (1938) – Surrealistisches Festmahl mit grotesken Figuren.
- „The House Opposite“ (1945) – Traumhafte Architektur mit esoterischen Symbolen.
- „The Hearing Trumpet“ (1976) – Roman und Illustrationen über weibliche Rebellion.
- „Crocodile“ (1975) – Bronzeskulptur eines mythischen Reptils.
Barbara Hepworth (1903–1975 | Großbritannien)
Hepworth prägte die britische Moderne mit organischen Skulpturen aus Holz und Stein. Als eine der ersten Künstlerinnen vertrat sie Großbritannien auf der Biennale Venedig (1950).
Stil: Abstrakte Skulptur
Vermächtnis: Öffentliche Kunst im urbanen Raum
Die wichtigsten Werke sind:
- „Single Form“ (1964) – Monumentale Bronze vor dem UNO-Hauptgebäude in New York.
- „Pelagos“ (1946) – Hölzerne Skulptur mit gespannten Saiten, inspiriert von der Meeresbucht.
- „Wave“ (1943) – Abstrakte Holzskulptur, die Bewegung einfängt.
- „Two Forms“ (1933) – Frühes Werk, das Dualität durch organische Formen darstellt.
- „Curved Form (Delphi)“ (1955) – Marmorskulptur mit glatten, fließenden Linien.
- „Spring“ (1966) – Großformatige Installation im Freien.
- „Figure for Landscape“ (1960) – Bronze, die Dialog zwischen Natur und Abstraktion sucht.
- „Square Forms“ (1937) – Geometrische Skulptur mit Lochmotiv.
- „Four-Square Walk Through“ (1966) – Interaktive Skulptur, die zum Umrunden einlädt.
- „Mother and Child“ (1934) – Abstrahierte Darstellung der Mutter-Kind-Beziehung.
Lee Krasner (1908–1984 | USA)
Trotz ihrer Rolle als Ehefrau von Jackson Pollock war Krasner Schlüsselfigur des Abstrakten Expressionismus. Ihre collagierten Umber Paintings (1959–62) zeigen vibrierende Energie.
Anerkennung: Retrospektive im MoMA (1984) – eine der ersten Frauen überhaupt.
Die wichtigsten Werke sind:
- „Umber Paintings“ (1959–62) – Dunkle, collagierte Abstraktionen nach Pollocks Tod.
- „The Seasons“ (1957) – Großformatiges Werk mit rhythmischen Pinselstrichen.
- „Gothic Landscape“ (1961) – Abstrakter Expressionismus mit architektonischen Anklängen.
- „Night Journeys“ (1960–65) – Serie in Schwarz-Weiß, inspiriert von Schlafwandeln.
- „Celebration“ (1960) – Farbexplosion als Kontrast zu ihren düsteren Werken.
- „Palingenesis“ (1971) – Spätwerk mit organischen Formen und Pastelltönen.
- „Combat“ (1965) – Dynamische Pinselführung, die Kampf und Bewegung symbolisiert.
- „Milkweed“ (1955) – Frühe Collage aus zerrissenen Papieren.
- „Imperative“ (1976) – Abstraktion mit kalligrafischen Elementen.
- „Stallion“ (1951) – Seltenes figürliches Werk aus ihrer frühen Phase.
Käthe Kollwitz (1867–1945 | Deutschland)
Kollwitz’ druckgrafische Werke und Skulpturen thematisieren Krieg, Armut und mütterliche Trauer. Als Pazifistin und Sozialistin setzte sie Kunst gezielt als politisches Statement ein.
Schlüsselwerk: Die trauernden Eltern (1932, Skulptur)
Zitat: „Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und hilfsbedürftig sind.“
Die wichtigsten Werke sind:
Selbstbildnis (1903) – Ein frühes Selbstporträt, in dem Käthe Kollwitz bereits ihren introspektiven Blick zeigt. Dieses Werk markiert den Beginn ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem persönlichen Schmerz und der Vergänglichkeit, Themen, die ihr gesamtes Œuvre durchziehen.
Bettelfrau (ca. 1903–1904) – In diesem Werk wird die soziale Notlage und die Ausweglosigkeit armer Menschen eindringlich dargestellt. Die Figur der Bettelfrau vermittelt Mitgefühl und zugleich eine stille Protesthaltung gegen gesellschaftliche Missstände – ein Motiv, das bei Kollwitz immer wiederkehrte.
Wehmut (ca. 1911–1912) – Diese Lithografie bildet traurige, fast sehnsuchtsvolle Emotionen ab. „Wehmut“ fängt den schmerzlichen Blick und die innere Zerrissenheit der dargestellten Figur ein, was typisch für Kollwitz’ feinsinnige Darstellung von menschlichem Leiden ist.
Der begrabene Krieg (1919) – Als Reaktion auf die Schreckensbilder des Ersten Weltkriegs schuf Kollwitz diese Serie von Radierungen und Druckgrafiken. Sie veranschaulicht auf eindringliche Weise die verheerenden Folgen des Krieges – den Verlust von Leben, Hoffnung und der Zukunft. Dabei wird der Krieg quasi „in den Gräbern“ der Gesellschaft abgelegt.
Die trauernde Mutter (1932) – Dieses Werk – oft in Verbindung mit Skulpturen oder grafischen Darstellungen gebracht – gilt als eines der eindringlichsten Symbole Kollwitz’. Es drückt den unermesslichen Schmerz und die tiefe Trauer einer Mutter aus, die um ihre verloren gegangenen Kinder trauert. Die Darstellung wurde vielfach als universelles Symbol für den Leidensdruck in Kriegs- und Krisenzeiten interpretiert.
Dora Maar (1907–1997 | Frankreich)
Mehr als nur Picassos Muse: Maars surrealistische Fotografien (z. B. Portrait d’Ubu, 1936) und experimentelle Malereien erforschten das Unbewusste. Später widmete sie sich abstrakt-lyrischen Landschaften.
Medium: Fotografie, Malerei
Vermächtnis: Brücke zwischen Surrealismus und Abstraktion
Marisol (Marisol Escobar) (1930–2016 | Venezuela/USA)
Die „Queen of Pop Art vor Pop Art“ schuf ironische Holzskulpturen, die Konsumkultur und Geschlechterrollen karikierten. Ihre Arbeit The Family (1962) kritisiert die Idealisierung der Kernfamilie.
Stil: Assemblage, Satire
*Bridget Riley (1931 | Großbritannien)
Rileys optische Illusionen revolutionierten die Malerei. Als Pionierin der Op Art erforschte sie Bewegung durch Schwarz-Weiß-Muster, später auch durch psychedelische Farbfelder.
Schlüsselwerk: Movement in Squares (1961)
Einfluss: Wahrnehmung als körperliches Erlebnis
Niki de Saint Phalle (1930–2002 | Frankreich/USA)
Bekannt für ihre knallbunten Nanas (üppige Frauenskulpturen) und den Tarot-Garten in Italien. Saint Phalle verarbeitete in ihrer Kunst feministische Wut und spielerische Utopien.
Ikone: Feministische Avantgarde der 1960er
Agnes Martin (1912–2004 | Kanada/USA)
Ihr meditativer Minimalismus – zarte Linien und pastellige Raster – schuf eine Brücke zwischen Abstraktion und Spiritualität. Martin lehnte die Kategorisierung als „weibliche Kunst“ ab.
Schlüsselwerk: With My Back to the World (Serie, 1990er)
Philosophie: „Schönheit ist das Mysterium des Lebens.“
*Judy Chicago (1939 | USA)
Mit The Dinner Party (1979) schuf Chicago ein feministisches Kultwerk: Eine Installation mit 39 gedeckten Plätzen für historische Frauenfiguren. Sie kämpfte für Sichtbarkeit in der männlich dominierten Kunstwelt.
Medium: Installationskunst, Malerei
Motto: „Frauenkunst ist keine Nische – sie ist eine Revolution.“
*Cindy Sherman (1954 | USA)
Sherman dekonstruierte in fotografischen Selbstinszenierungen Klischees von Weiblichkeit, Hollywood und Macht. Ihre Untitled Film Stills (1977–80) sind Ikonen der Postmoderne.
Technik: Konzeptfotografie
Aussage: Identität als performative Maske
Etel Adnan (1925–2021 | Libanon/USA/Frankreich)
Die Dichterin und Malerin vereinfachte Landschaften zu leuchtenden Farbflächen. Ihre Werke, oft inspiriert vom Berg Gilgamesch im Libanon, sind Meditationen über Heimat und Krieg.
Schlüsselwerk: Sunrise (2014)
Vermächtnis: Brücke zwischen arabischer und westlicher Moderne
Alice Neel (1900–1984 | USA)
Neels schonungslose Porträts zeigten marginalisierte Menschen – von queeren Künstlern bis Arbeiterfamilien. Sie malte „die Seele der Stadt“ lange, bevor Diversität zum Schlagwort wurde.
Stil: Figurative Malerei
Zitat: „Ich hasste die Konventionen. Ich wollte die Welt so malen, wie sie ist.“
Fazit: Kunst als Werkzeug der Emanzipation
Diese Künstlerinnen nutzten Pinsel, Meißel und Schere, um Grenzen zu sprengen. Ob gegen Faschismus, patriarchale Strukturen oder enge Kunstdefinitionen – ihr Mut prägt bis heute Debatten über Identität und Repräsentation. Ihre Werke sind nicht nur ästhetisch, sondern politisch: eine Einladung, die Welt neu zu sehen und zum Positiven zu ändern.
Viele Werke dieser Künstlerinnen hängen in den Museen weltweit – doch ihre wahre Macht liegt darin, dass sie Generationen dazu inspirieren, unbequeme Fragen zu stellen.