Station: [16] Die Siegburger Keramik


Auch wenn Sie bis heute nicht gewusst haben, wo Siegburg liegt, dann müssten Sie den Namen eigentlich dennoch kennen. Jedenfalls wenn Sie regelmäßiger Museumsbesucher sind. Denn es dürfte kaum ein historisches oder kunstgewerbliches Museum in Norddeutschland, in den Niederlanden, auf den britischen Inseln, in Skandinavien oder im Baltikum geben, in dem es keine Keramik aus Siegburg gibt. Denn Siegburg war vom 11. bis ins frühe 17. Jahrhundert einer bedeutendsten keramikproduzierenden Orte im nördlichen Europa. In diesem langen Zeitraum haben sich die Qualität der Gefäße, ihre Nutzungsmöglichkeiten und ihre Marktchancen natürlich immer wieder geändert. Der wirtschaftliche Erfolg der Siegburger Keramik war manchmal größer, manchmal geringer. Vorhanden allerdings war er während eines halben Jahrtausends. Für den Erfolg gibt es zwei Gründe: Zum einen verfügte Siegburg über Tone hoher Qualität. Damit besaß es gegenüber vielen im nördlichen Europa gelegenen Töpferorten einen deutlichen Wettbewerbsvorsprung. Und dann gab es mit Köln in unmittelbarer Nähe ein Handelszentrum, das die in Siegburg erzeugten Waren über die Handelsrouten in Nord- und Ostsee verteilen konnte. Rheinische und insbesondere Siegburger Keramik waren in Europas Norden auch deshalb gefragt, weil die dortigen Tonvorkommen eine Produktion in ähnlich guter Qualität kaum zuließen. Entsprechend umfangreich waren die Importe aus dem Süden. Und entsprechend zahlreich sind die Funde rheinischer Keramik in archäologischen Grabungen im Baltikum, in Skandinavien, auf den britischen Inseln und in den Niederlanden. Den dortigen Stadtarchäologen gelten sie sogar als eine Art "Leitfossil" für die zeitliche Zuordnung bestimmter Grabungsschichten. Dieser erste von fünf Räumen, die der Siegburger Keramik gewidmet sind, beschäftigt sich mit der Werkstatt des Töpfers. Unter anderem zeigt er Ihnen, wie der vielleicht bekannteste Siegburger Gefäßtyp - die Schnelle - gefertigt wurde.