Station: [o] Familie


Ach hallo, ich hatte Sie gar nicht bemerkt. Ich war so in Gedanken versunken. Die Arbeit auf See ist weder für die Seemänner noch für ihre Familien einfach gewesen. Damals wie heute. Mein Vater fuhr selbst auf diesem Schiff zur See. Er war in den 30 er Jahren Kapitän auf SEEFALKE. Manchmal war er mehrere Wochen lang fort, weil er in einem anderen Land vor Anker lag und auf Einsätze wartete. Einmal, als das Schiff 19… in Frankreich, ohne Angaben von Gründen, festgehalten worden war, haben wir Monate lang nichts von ihm gehört. Als er nach 1 ½ Jahren endlich wieder nach Hause kam, war er für uns Kinder richtig fremd geworden. Mein Bruder hatte sogar Angst vor ihm, weil er ihn nicht mehr erkannte. Das war wirklich keine einfache Zeit! Doch so lange war unser Vater auch nur einmal fortgewesen. Wir schrieben uns immer gegenseitig Briefe wenn er weg war. Er schrieb uns und wir schrieben auch immer fleißig zurück. Wenn er nach Hause kam war für uns Sonntag! Wir haben uns immer sehr gefreut und unsere Mutter meinte zu mir und meinen Geschwistern, dass wir so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen sollten. In den Sommerferien, wenn SEEFALKE in Deutschland vor Anker lag, haben wir ihn sogar auf dem Schiff besucht. Meistens haben wir gemeinsam mit ihm zu Mittag gegessen und uns in seiner Kajüte aufgehalten. Auf dem Schiff spielen durften wir ja nicht. Viele Bereiche waren für uns verboten. Die Mannschaft war trotzdem zu uns Kindern immer sehr freundlich und hilfsbereit. Alle freuten sich jedes Mal sehr uns zu sehen. Sonst hatten sie ja auch nie Kinder an Bord. Meine jüngere Schwester haben sie sogar durch eine Luke fallen lassen und unten wieder aufgefangen. Das war ein Spaß! Als mein Vater einmal an der englischen Küste im Hafen lag, schlug er unserer Mutter vor, uns nach England zu schicken, um dort für drei Monate in seiner Nähe zu sein. Er hatte sogar schon eine Gastfamilie in der Hafenstadt für uns gefunden. Aber meine Mutter wollte das nicht. Damals waren das einfach noch andere Zeiten. Heute würde man sich vermutlich eher über so eine Möglichkeit freuen. Na, ja. Später als mein Vater nicht mehr zur See fuhr und bei meiner Familie wohnte, sah er zum ersten Mal Kinder, also seine Enkel aufwachsen. Das war etwas ganz besonderes für ihn. Die Kindheit von meinen Geschwistern und mir hatte er leider kaum mitbekommen. Unsere Mutter hatte uns im Grunde alleine großgezogen. Sie war eine starke Frau! Und ich bin froh, dass die Ehe meiner Eltern über die schwierigen Zeiten gehalten hat. Aber nun genug von mir. Viel Spaß noch auf dem Schiff!