Station: [29] Erich Heckel: "Meerlandschaft bei Ostende", 1917 / "Nordseedünen", 1923


Im Jahr 1917, während seines Einsatzes als Rotkreuz-Krankenpfleger in verschiedenen belgischen Feldlazaretten, schuf Erich Heckel das Gemälde Meerlandschaft bei Ostende. Anders als Max Beckmann oder Otto Dix stellte Heckel die Gräuel des Krieges nicht explizit dar. Dennoch macht sich die allgegenwärtige Bedrohung auch in seiner Kunst bemerkbar. So zeigt seine Meerlandschaft bei Ostende eine breite Strandzone, die vielfach von mit Wasser gefüllten Prielen durchsetzt ist. Das Meer ist zwar ruhig und glatt, doch der Gesamteindruck ist ganz und gar nicht friedlich: Von den spitz zulaufenden Prielen und der kantigen, wie eine Felsformation wirkenden Wolkenfront geht eine bedrohliche Atmosphäre aus. Die Kriegsfront verlief zwar nicht durch Ostende, doch der permanente Kanonendonner, die Bombenexplosionen und Gewehrsalven in der Ferne dürften für eine ständige Anspannung Heckels und seiner Kameraden gesorgt haben. In den 1920er-Jahren intensivierte Heckel seine künstlerische Auseinandersetzung mit der Landschaft: Das sich vor allem an der Küste immerfort verändernde Licht wird zum eigentlichen Bildthema. Im September 1922 hielten sich der Künstler und seine Frau Siddi in Sankt Peter-Ording auf. Ein Jahr später entstand das Gemälde Nordseedünen, in dem Heckel den Blick über einen Trampelpfad durch die hohen Dünen hin zum Strand lenkt. Hier macht sich über dem Wasser ein Unwetter breit: Eine tiefdunkle, dramatisch verdichtete Wolkenwand wirft ihren vom Gegenlicht durchstrahlten Regen auf das dunkelblaue Wasser nieder, aufgewühlte Wellen lecken schon an der Strandzone.