Station: [19] Piet Mondrian: "Die Oostzijdse Mühle vom Bauernhaus Landzicht aus gesehen", um 1902/03


Mühlen als pittoreske Motive gehören seit dem 16. Jahrhundert zu den typischen Elementen niederländischer Landschaftsmalerei; sie erfüllten auch zu Piet Mondrians Zeit noch wichtige Aufgaben. So war die Mühle von Oostzijdse erst 1874 am Ufer des Flusses Gein errichtet worden und diente als Poldermühle der Entwässerung des Landes. Sie steht daher auch für ein wesentliches Moment der Niederlande: Das dem Wasser abgerungene Siedlungsgebiet. In einer 20 Gemälde umfassenden Werkgruppe erhebt Mondrian die Mühle von Oostzijdse zum zentralen Motiv. In dem um 1902/03 entstandenen Gemälde ist sie aus einiger Entfernung vom gegenüberliegenden Ufer des Gein dargestellt. Die breit angelegte Komposition betont die Flächigkeit der Landschaft, einzig die Mühle ragt hoch auf. Das Kolorit der Wiesenstücke beschränkt sich auf erdige Töne, Wasser und Himmel sind in verschiedensten Grauabstufungen gehalten. Die Farbe ist mit kräftigem Pinselstrich aufgetragen, Details sind nicht ausgearbeitet. In Anlehnung an die avantgardistischen Strömungen nach 1900 wird sich Mondrian später von der Darstellung natürlicher Phänomene gänzlich befreien und visionär-abstrakte Bildformen entwickeln. Hier jedoch steht Mondrian noch am Ausgangspunkt seiner künstlerischen Entwicklung: Ein realistischer Freilichtmaler ganz in der Tradition der Haager Schule.