Station: [08] Die mechanische Exzentrik


 
Die mechanische Exzentrik

Form-, Bewegung-, Ton-, und Lichtgestaltung einer dynamischen Aktionskonzentration wird "die mechanische Exzentrik" sein.

Laszlo Moholy-Nagy

Die mechanische Exzentrik war von 1987 bis 1993 der zweite Teil des Programms des THEATERs DER KLÄNGE Die mechanische ­Bauhausbühne.

Sie basiert auf der unter diesem Titel im Buch „Die Bühne im Bauhaus“ veröffentlichten Partitur des ehemaligen Bauhausmeisters Laszlo Moholy-Nagy. Diese auch durch eine kurze Beschreibung und einen Schlagwortkatalog im gleichen Buch visionierte „mechanische Aktions-konzentration“ blieb schon deshalb bis 1987 ein theoretisch-utopisches Theaterprojekt, weil zu Lebzeiten Moholy-Nagys allein aus technischen Gründen kaum an eine Realisierung dieses Werkes zu denken war.

Moholy-Nagys Bühnenidee bezieht den Film, die dreidimensionale Bühne und mehrere Bühnenebenen zu sich bewegenden Gegenständen, Gitterrastern, Kulissen, Objekten usw. ein. Am Ende dieses Stücks erscheint nach einer „Clownerie“ ein „Tänzermensch“ im mechanischen Geschehen als lebendiges Beispiel der Abstraktion werdenden Integration der menschlichen „Biomechanik“ in dieser mechanisierten Aktion. Die Forderung nach einem im Aktionsgeschehen eingebundenen Film realisierte das THEATER DER KLÄNGE, indem eine weitere utopisch gebliebene, filmische Idee Grundlage für das Video wurde, welches als Rückprojek­tion für 15 Minuten in den Aktionsablauf der 33-minütigen Mechanischen Exzentrik eingebunden wurde. Das 1921/22 entstandene sogenannte Typofoto Dynamik der Großstadt veröffentlichte Moholy-Nagy im Bauhausbuch „Malerei, Fotografie, Film“. Er selbst realisierte diesen Film nie. Das THEATER DER KLÄNGE vergab den Auftrag für diesen Film, der mit  aktueller Film- oder Videotechnik realisiert werden sollte, 1987 an die beiden Filmemacher Josef Schiefer (16mm-Version) und Sascha Hardt (Videoversion).

Dabei wurden beide Stücke sowie die Umsetzung des Typofotos Dynamik der Großstadt nicht rekonstruktiv erstellt, sondern auf der Grundlage des ästhetisch vorgegebenen Rahmens neu kreiert, sie sind also – ebenso wie Die mechanische Exzentrik in der Erstinszenierung von J.U.Lensing – Eigenkreationen aus dem Jahre 1987 für das THEATER DER KLÄNGE.

Die Videoumsetzung Dynamik der Großstadt von Sascha Hardt wurde 1989 mit einer eigens dafür komponierten Filmmusik von J.U.Lensing vertont und lief seither auch autonom u.a. im Rahmen von Filmfestivals.

Im Gegensatz zu Moholy-Nagy, der den Menschen in einem solchen mechanisierten Total-Theater eigentlich für verzichtbar hielt, fokussiert die Inszenierung des THEATERs DER KLÄNGE zu elektronischer Musik von J.U.Lensing und Thomas Neuhaus den finalen Auftritt des Solotänzers am Ende des Stücks. Auch wenn die „Aktionskonzentration“, die filmische Einspielung, die sich „wundersam“ wie von selbst bewegenden Objekte und das sich permanent verändernde Licht in diesem Spektakel eine „soghafte Wirkung“ entfalten, so ist es doch am Ende der agierende und tanzende Mensch in dieser Bühne, der dieses gut halbstündige Multimedia-Stück endlich zu Theater werden lässt.

Sprecherin: Katja Nielsen

Schlagwörter: Dana Schuster

Laszlo Moholy-Nagy: Finn Tödte

Editing + Mischung: Finn Timo Tödte