Station: [0] Einführung im Innenhof


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Guten Tag und herzlich willkommen im Haus Kupferhammer in Warstein. Seinen Namen verdankt das Haus einer Kupferschmiede, die sich hier gegenüber, am Ende der Teichanlage, befand.

Bleiben Sie doch noch einen kurzen Augenblick im Innenhof der einstigen Industriellenvilla stehen und schauen Sie sich um: Der langgestreckte Teich gegenüber wird von der Wäster gespeist und diente früher dem Antrieb der Turbinen. Links befindet sich das Wirtschaftsgebäude, in dem einst die Pferde und das Vieh untergebracht waren. Industrielle Produktion und großbürgerliche Wohnkultur lagen also eng beieinander. Denn seit der Mitte des 18. Jahrhunderts diente die Villa als repräsentativer Wohnort für die Familien der jeweiligen Schmiedenbesitzer: Das waren in der Frühzeit der Industrialisierung die Familie Möller und schließlich der Unternehmer Bergenthal und seine Nachkommen.

Mit ihrer Gräfte und den Teichen wirkt das Haus fast wie ein kleines barockes Wasserschloss. Dass sein Eingang hier, fast ein wenig verborgen, liegt, hat mit dem Straßenverlauf zu tun: Die Hauptstraße, von der Sie eben auf das Gelände gekommen sind, verlief ursprünglich auf dieser Seite des Hauses und wurde erst um 1826 auf die einstige Rückseite verlegt.

 

Bilder, die um 1730 entstanden sind, zeigen bereits den zweigeschossigen Mittelteil des Gebäudes. An ihn wurden bis ungefähr 1755 die beiden erhöhten Seitenflügel angesetzt. Das symmetrische Bauschema folgt dem ästhetischen Empfinden des Barock. Doch wenn Sie – auf dem Parkplatz stehend – die Eckverkleidungen der beiden Türme miteinander vergleichen, entdecken Sie eine kleine Schummelei: Die steinerne Eck-Einfassung, die die Fassade strukturiert, ist überall am Haus aus Grünsandstein gefertigt, der unweit von hier gewonnen wurde. Im oberen Drittel des linken Seitenflügels hingegen wurde der Sandstein durch bemaltes Holz ersetzt: Offenbar war dem Bauherrn das Geld ausgegangen.

 

Johann Theodor Möller, der erste Besitzer von Haus Kupferhammer, ließ sich übrigens auch auf der Fassade seiner Villa verewigen: Im Erdgeschoss gleich neben dem linken Seitenflügel führt eine Tür in die Kellerräume. Darüber ist noch heute das Wappen der Familie Möller zu erkennen: Ein bekröntes Mühlrad.

Möller und seine Nachfahren lebten hier ungefähr 100 Jahre, von der Mitte des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Dann kaufte der Warsteiner Industrielle Wilhelm Bergenthal das Haus und stellte die Schmiede von der Kupfer- auf die Eisenverarbeitung um. Die Bergenthals erlangten ihren Wohlstand mit der Herstellung von Radachsen. Ihr Wappen sehen Sie, wenn Sie vor dem Betreten des Hauses den Blick heben: Über dem Portal prangt ein prächtiges Schmuckwerk, auf dem Sie deutlich die gekreuzten Schlägel und Bergeisen erkennen – die Symbole des Bergbaus und des industriellen Fleißes. Die Eule ist das Symbol der Klugheit, während der Hirsch auf die große Leidenschaft Wilhelm Bergenthals verweist: die Jagd.

Doch treten wir nun ein in die Wohn- und Lebenswelt einer großbürgerlichen Familie im Warstein des 19. Jahrhunderts.