Station: [044] Bernard Schultze (1915 – 2005), Spontan in Grau, 1952


Wie eine traumhafte Niederschrift verteilen sich Pinselspuren in verschiedenen gedeckten Farben über den gesamten Bildgrund. Sie ähneln Schriftzügen oder auch Kritzeleien. Sie überlagern einander und verweben sich, bis ein undurchdringliches Gespinst entsteht. Der Titel des Werks „Spontan in Grau“ ist als Schlüssel zur Machart wie auch zur Lesart des Bildes zu verstehen: Grau ist die dominierende Farbstimmung. Und spontan hat der Künstler Bernard Schultze seine Gefühlsregungen in die Pinselschrift einfließen lassen. Das Ungelenke der Züge, das schleichende Auf- und Absetzen des Pinsels wie aus dem Nichts weist darauf hin, dass der Künstler den Automatismus und die unreflektierte Geste schätzt. Wie schon die Surrealisten wollte Schultze wollte sein Unterbewusstes unverfälscht sprechen lassen. Dabei versteht er die Leinwand nicht als reine Fläche. Räumlichkeit entsteht durch die Farben, die je nach Dicke des Auftrags an Plastizität gewinnen. Schultz beschrieb sein Werk mit folgenden Worten: „… alles ist für mich Räumlichkeit, es geht nach hinten und kommt wieder nach vorne, es ist ein bewegtes Sein wie im Dschungel“ Wie bei einer unaufhörlichen Erzählung greift das Auge in nervösem Vibrieren immer wieder neue Züge auf - und kann ihren Lauf doch nie komplett verfolgen.