Station: [15] Edvard Munch: „Zwei Menschen. Die Einsamen“, 1894


In seinem Werk verarbeitete Edvard Munch nicht nur das durch Krankheit und Tod in seiner Familie traumatisch Erlebte, er suchte auch immer wieder sein ambivalentes Verhältnis zu Frauen, das durch Begehren, Angst, Selbstzerstörung und Verzweiflung bestimmt wurde, künstlerisch zu bewältigen. Seine 1894 geschaffene Kaltnadelradierung „Zwei Menschen. Die Einsamen“ überliefert ein Motiv, das Munch in verschiedenen künstlerischen Techniken durchgespielt hat, so in einem Gemälde und in einem Holzschnitt. Eine in Weiß gekleidete Frau mit langem Haar und ein Mann in schwarzem Anzug stehen in Rückansicht an einem steinigen Ufer und blicken auf ein Gewässer. Durch den eng gefassten Bildausschnitt sowie den erhöhten Betrachterstandort ist eine genaue Verortung des Landschaftsraums nicht möglich. Obwohl das Paar nur unweit entfernt voneinander steht, ist der hohe Grad ihrer auch vom Betrachter empfundenen Vereinzelung spürbar. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die klare Konturierung der Bildfiguren, deren Kleidung nahezu ohne Binnenzeichnung auskommt. Es ist ein Entwicklungssprung in Munchs Stil auszumachen – allein wie sich der Küstensaum in weicher Linienführung vom Naturvorbild entfernt und das Bild symbolistische Deutungsansätze bereithält, ist dafür bezeichnend.