Station: [08] Gustav Adolf Boenisch: "Stürmische Fjordlandschaft im Mondschein", 1832


1831 reiste der deutsche Landschaftsmaler Gustav Adolf Boenisch zusammen mit seinem  Berliner Studienfreund Wilhelm Krause nach Norwegen. Das kleine Gemälde mit dem Titel Stürmische Fjordlandschaft im Mondschein, das ein Jahr nach ihrer Rückkehr entstand, zeigt wohl den Sognefjord, Europas tiefsten und längsten Fjord. Nur eine schmale untere Bildzone ist dem aufgewühlten Meer vorbehalten, auf dem ein Schiff unter vollen Segeln seinen Kurs nimmt. Trotz der starken Böen versuchen drei Männer in einem Ruderboot das Schiff zu erreichen. Vor einer beeindruckenden Landschaftskulisse spielt sich die Handlung ab. Fast senkrecht ragt ein mächtiges, schneebedecktes und von Nebel umhülltes Felsmassiv auf. In der Ferne werden Vögel und ein weiterer Segler sichtbar. Der mit grauen Wolken verhangene Himmel reißt an mehreren Stellen auf.

Mit feinmalerischer Akkuratesse hat Boenisch das grau-blaue Kolorit herausgearbeitet, das die nächtliche Atmosphäre bei Mondschein glaubhaft macht. Angesichts der Unberechenbarkeit der Naturgewalt „Meer“ übte ein solches Seestück eine große Faszination auf das damalige Kunstpublikum aus, stellt es doch zugleich ein Sinnbild für die Ohnmacht und das Ausgeliefertsein des Menschen dar. Die Zeitgenossen wähnten sich erst im Laufe des industriellen Zeitalters und nach Erfindung und Weiterentwicklung der Dampfmaschine sicherer vor solchen Schiffsunglücken – doch dies war trügerisch und stand im Widerspruch zur Realität!