Station: [12-1] Hörspiel. Der Zöllner Florianus berichtet aus seinem Alltag um 235


Das war heute ein anstrengender Tag in meiner Zollstation. Mehrere voll beladene Schiffe haben angelegt. Immer wollen die Händler sofort ihre Ladung löschen und an Land bringen. Und immer soll es mit der Zollerklärung schnell gehen. Da komme ich jedes Mal ins Schwitzen.

 

Zuerst kam mein alter Bekannter, Quintus mit seinen Reibschüsseln, aber mit dem gibt es glücklicherweise keine Probleme. Er deklariert seine Ware mündlich und immer korrekt. Heute kam er mit 200 Mortarien  im Wert von 100 Denaren. Dafür zahlt er ein vierzigstel, also zweieinhalb Denare Zoll. Das macht ihm nichts aus, weil er seine Reibschüsseln rasch verkaufen kann. Bei seiner Ladung reicht zum Glück ein Siegel aus.

 

Die Händler auf den anderen Schiffen kannte ich noch nicht. Einer importierte Olivenöl aus dem sonnigen Hispania. Der Ölproduzent Publius aus Italica  musste seine Ware ja schon in Spanien verzollen. So waren alle Amphoren bereits verplombt und  mir blieb diese Arbeit erspart. Wenigstens ist aber damit die Qualität des Öls garantiert. Heute war zum Glück kein Viehhändler hier. Die Tiere mit dem Brandeisen zu markieren kostet viel Zeit und Kraft.

 

So problemlos die Zollabfertigung mit Quintus ist, so schwierig ist sie mit den Bauern von den Gutshöfen aus der Umgebung. Da gibt es oft genug Ärger. Zwar versorgen sie die Soldaten und uns mit Fleisch, Linsen oder  Kohl, doch mancher Bauer ist ein Schlitzohr. So wie Antonius: immer wieder versucht er, mit falschen Angaben durchzukommen. Einmal habe ich sogar seine falsch deklarierte Ware beschlagnahmt. Heute wollte er Kohlköpfe schmuggeln. Bei der Strafe, die ich ihm aufgebrummt habe, werden sie ihm kaum noch schmecken. Und dazu noch die ganzen Kleinbauern mit ihren Fuhrwerken, die rauben mir den letzten Nerv.

 

Die Herren in der Hauptverwaltung des Publicum portorii Illyrici  in Poetovio  haben es bequemer. Ihre Arbeit ist leichter und besser bezahlt. Früher konnte man seine eigene Zollstation pachten und machte ein gutes Geschäft. Aber inzwischen gehen die Einkünfte des Zolls nach Rom zum Kaiser. So verdienen wir Zöllner nicht mehr viel.

 

Und dann muß ich noch an der Nordgrenze des Reiches,  in dieser kleinen statio Boiodurensis, meinen Dienst verrichten. Im Sommer lässt es sich ja hier leben, aber im Winter ist es kalt und ungemütlich. Da quält mich mein Rheuma. Dann hilft nur noch ein Besuch in der Therme beim Kastell. Aber was klage ich über Rheuma? Immer noch besser als die Pest. Daran ist einer meiner Vorgänger gestorben (kurze Denkpause), Faustinianus hieß er. Sein Grab liegt hier ganz in der Nähe. Er war auch Stationsleiter der statio Boiodurensis. Seinen Sohn Ingenuus habe ich noch gekannt. Der Revisor Felix soll ein scharfer Hund gewesen sein.

 

Nun habe ich an Jupiter ein Stoßgebet gerichtet, dass ich doch noch einmal in meine Heimat im Süden komme. In der Region Venetien und Istrien lässt es sich viel angenehmer leben. Wenn Jupiter mich erhört, weihe ich ihm eine Statuette.