„Maison de belle retraite“, Haus der schönen Zuflucht, nannte Bauherr Fürst Heinrich XI. Reuß ä. L. (1722-1800) in der Giebelinschrift sein im Stile des Frühklassizismus errichtetes Sommerpalais. Seit 1922 beherbergt es die „Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz – Stiftung der Älteren Linie des Hauses Reuß“.
Den bedeutendsten Teil der graphischen Sammlung stellen etwa 1200 druckgraphische Blätter in Schabkunsttechnik namhafter englischer Künstler dar. Damit besitzt die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz einen der umfangreichsten Bestände von Schabkunstblättern in Deutschland. Darüber hinaus wird die Sammlung von einem großen Bestand meist vor 1850 entstandenen Landkarten, Schlachtenplänen sowie Veduten und Atlanten ergänzt.
Die fürstliche Bibliothek – im Jahre 1747 von Heinrich XI. Reuß älterer Linie gegründet – enthält neben historischen, theologischen und naturwissenschaftlichen Titeln eine bedeutende Kollektion von Werken mit Literatur der französischen Aufklärung. 1922 kam ein Teil der Bibliothek des fürstlichen Gymnasium Rutheneum in Gera hinzu, vor allem eine Reihe bemerkenswerter humanistischer Textausgaben antiker Autoren aus der Frühzeit des Buchdruckes.
Ein großer Fundus von Karikaturen des 17. bis 19. Jahrhunderts in der fürstlichen Sammlung war Mitte der siebziger Jahre Voraussetzung für die Gründung des Greizer Satiricums, der größten Sammlung von DDR-Karikaturen. Die ab 1980 stattfindenden Karikatur-Biennalen, die Greiz den Ruf der „Hauptstadt der Karikatur“ bescherten, erfreuten sich bei Künstlern und Besuchern größter Beliebtheit. Diese Tradition findet seit 1994 mit der bundesdeutschen Triennale „Karikatur, Cartoon & Komische Zeichenkunst“ ihre vielbeachtete Fortsetzung.